- Gas und Strom werden immer teurer. Das trifft die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie mit ihrem grossen Energiebedarf besonders stark.
- Wer jetzt fürs nächste Jahr Strom kauft, bezahlt siebenmal mehr als Anfang letzten Jahres.
- Über kurz oder lang müssen wohl alternative Energieträger her.
Der Bundesrat verkündete es bereits letzte Woche: Im kommenden Herbst könnte in der Schweiz das Gas knapp werden. Am Donnerstag untermauerte der Chef des Schweizer Gasverbandes, André Dosé, in einem Interview in der NZZ noch einmal den Schweregrad der Situation – und kritisierte die Behörden. Diese würden zu wenig tun, um die Gasversorger hierzulande zu unterstützen.
Werden Strom und Gas knapp, könnte das vor allem die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie hat treffen. Derzeit zeigt sie sich noch relativ robust: Die Auftragsbücher sind voll, die Halbjahresabschlüsse insgesamt solide. Doch erste Unternehmen schlagen bereits Alarm. Die Lieferketten-Probleme und die steigenden Rohstoff- und Energiepreise trüben die Aussichten teils massiv.
Starke Preisanstiege im vergangenen Halbjahr
Ohne Gas und Strom stünde in der Härterei Wasch & Härte Technik im sanktgallischen Oberriet alles still. Dort werden Metalle widerstandsfähiger gemacht. Das braucht Strom – so viel wie ein 5'000-Seelen-Dorf. Bleiben die Energiepreise langfristig hoch, werde es aber zunehmend schwierig, die Produktion aufrechzuerhalten, sagt Ernst Schönauer, Geschäftsführer der Härterei: «Früher machten die Energiekosten etwa 20 bis 25 Prozent des Budgets in einer Härterei aus. Heute sprechen wir von 35 bis 40 Prozent.»
Wer jetzt fürs nächste Jahr Strom kauft, bezahlt siebenmal mehr als Anfang letzten Jahres – fast 360 Euro pro Megawattstunde.
Auch der europäische Gaspreis schiesst nach oben auf über 180 Euro.
Unternehmen handeln ihre Gas- und Stromverträge individuell aus – zu unterschiedlichen Zeitpunkten, Preisen und Laufzeiten. Viele würden nun Alarm schlagen, berichten Branchenexperten.
Alternative Energieträger könnten Abhilfe leisten
Stefan Brupbacher, Direktor des Branchenverbandes Swissmem sieht die Folgen der steigenden Preise auch auf die Konsumenten zukommen: «Viele unserer Firmen müssen ihre Energieverträge neu aushandeln, kurzfristig, zum Teil auch mittelfristig. Und die sind enorm betroffen von den explodierenden Energiepreisen. Diese Energiepreise kann man heute nicht mehr einfach so auf die Kunden überwälzen. Für diese Firmen wird es immer enger, gerade auch finanziell.»
Vor allem, wenn es zu Rationierungen und Produktionsstopps käme. Bei der Wasch & Härte Technik in Oberriet laufen die Maschinen auf bis zu 900 Grad Celsius und müssten zuerst einige Tage abkühlen.
Geschäftsführer Ernst Schönauer schliesst deswegen temporäre Abschaltungen von ein paar wenigen Tagen aus: »Das ist nicht möglich. Wenn, dann runter. Dann stehen die Anlagen einen Monat lang.» Um dieses Szenario zu verhindern, sucht er deshalb schon jetzt nach Alternativen wie Dieselgeneratoren und Solaranlagen.