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Stromausfall Könnte ein Blackout auch in der Schweiz passieren?

Am Montag hat ein grossflächiger Stromausfall auf der iberischen Halbinsel und in Teilen Südfrankreichs für Chaos gesorgt. Ist ein solches Szenario auch in der Schweiz möglich?

Das sagt Swissgrid: Die Schweizer Über­tragungs­netz­betreiberin Swissgrid hält einen flächendeckenden, stundenlangen Stromausfall in der Schweiz für ein sehr unwahrscheinliches Szenario. «Die Schweiz verfügt über eines der stabilsten Stromnetze Europas, dank einer robusten Netzinfrastruktur, umfassender Überwachungs- und Schutzsysteme sowie einer engen Vernetzung mit dem europäischen Verbundnetz.»

Keine Auswirkungen auf Schweizer Netz

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Swissgrid schreibt auf Anfrage von SRF, dass die Netzsituation auf der iberischen Halbinsel keine Auswirkungen auf das Übertragungsnetz in der Schweiz hatte. Allerdings waren die Frequenzveränderungen im europäischen Stromnetz auch in der Schweiz messbar, Versorgungsunterbrüche habe es jedoch keine gegeben.

Sicherheitsexperte widerspricht: Ein Blackout wie jener auf der iberischen Halbinsel sei durchaus auch in der Schweiz möglich. Dies sagte Leonard Schliesser, Forscher für den Schutz kritischer Infrastrukturen an der ETH in Zürich, gegenüber SRF. Er räumt aber ein, dass Swissgrid auf solche Szenarien vorbereitet sei. So habe die Netzbetreiberin automatisierte Mechanismen, die versuchen würden, einen Blackout aufzuhalten.

Das ist der Vorteil der Schweizer Vernetzung: Auch er weist auf das stark vernetzte Stromnetz in der Schweiz hin, das auch durch die geografische Lage begünstigt ist. Deshalb könne das Ausland auch helfen, Schwankungen im Stromnetz auszugleichen sowie Ausfälle von Kraftwerken oder Leitungen zu kompensieren. Anders in Südwesteuropa: «Diesen Luxus hat letztendlich Spanien mit ein paar wenigen Übertragungsleitungen nach Frankreich eben nicht.» Dies könnte auch einer der Gründe gewesen sein, warum der Ausfall vom Montag solche Auswirkungen hatte.

Verkehrsampel mit Fahrradampel in urbaner Umgebung.
Legende: Ein Blackout, der die ganze Schweiz über Tage lahmlegen könnte, ist auch ein realistisches Szenario für die Schweiz. (Archivbild) Keystone / CHRISTIAN BEUTLER

Das ist der Nachteil: Die starke Vernetzung habe aber auch Nachteile, sagt Schliesser. Nämlich, dass man davon abhängig sei, was im Ausland passiere, und dadurch eben auch davon beeinträchtigt werden könne. Deshalb müsse ein solcher Blackout auch nicht zwingend in der Schweiz passieren, sondern könnte auch durch Vorfälle im Ausland verursacht werden: «Störungen im Balkan oder in Spanien merkt man auch im Rest Europas.»

Das hilft gegen solche Notsituationen: Um sich gegen ein solches Grossereignis zu wappnen, ist wenig überraschend der bereits oft genannte Notvorrat wichtig. Mit einem Grundstock zu Hause sei schon viel geholfen, sagt auch Schliesser. Dazu gehöre beispielsweise ein Vorrat an Wasser oder Bargeld.

Wichtige Strukturen in der Schweiz gut aufgestellt: Kritische Infrastrukturen wie der Staat, Spitäler, Banken oder Kommunikationsdienste seien gut aufgestellt. «Da hat sich viel getan im Rahmen der möglichen Energiemangellage 2022/23 im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg», so Schliesser.

Erst nach einer Weile wirds kritisch: Des Weiteren wäre ein Blackout erst einmal unproblematisch. Gefährlich werde es erst nach 48 oder 72 Stunden, wenn der Notvorrat in den städtischen Haushalten zu Ende gehe, sagt der Forscher. Die Notstromaggregate in kritischen Infrastrukturen gingen dann langsam aus und müssten nachgefüllt werden. Auch wenn der Strom wieder da sei, brauche es eine gewisse Wiederherstellungszeit, bis wieder Normalzustand herrsche.

Tagesgespräch, 29.4.2025, 13 Uhr ; 

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