Eine Schweizer Studie hat den Verlauf von Influenza- und Covid-Erkrankungen in 14 Spitälern verglichen. Mit der Studie sei schon begonnen worden, bevor es Covid-19 überhaupt gab, sagt Rami Sommerstein, Mitautor und Infektiologe von der Luzerner Hirslandenklinik St. Anna.
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Mit Beginn der Grippesaison Ende 2018 fingen sieben Schweizer Kliniken an, die Influenza-Daten aufzuzeichnen. Angaben zu fast 1400 Patienten kamen so bisher zusammen.
Studie ergibt ein klares Bild
Als vor einem Jahr das Coronavirus auftauchte, erweiterten die Forscherinnen und Forscher flugs ihr Beobachtungsnetz auf 14 Kliniken und sammelten während der ersten Epidemiewelle auch die Behandlungsdaten von rund 2800 Corona-Patientinnen und -Patienten.
Der Vergleich zwischen dem Verlauf einer Grippe und von Covid-19 im Spital sei eindeutig, sagt Sommerstein: «Covid-19 ist mehr als eine kleine Grippe. Sogar in einem Spitalsystem mit guten Ressourcen ist die Mortalität dreimal höher als bei der Grippe.»
Dieses dreifach erhöhte Sterberisiko durch das Coronavirus kommt nicht dadurch zustande, dass die ins Spital eingelieferten Patienten älter gewesen wären oder mehr Vorerkrankungen gehabt hätten als jene in der Vergleichsgruppe mit Influenza, so Sommerstein.
Im Gegenteil, sagt Infektiologe: «Die Influenza-Patienten sind beim Eintritt etwas älter und hatten häufig schon vorbestehende Krankheiten. Die Tumor- oder die hämatologischen Erkrankungen waren deutlich häufiger.» Im Schnitt waren die Influenza-Patienten 74 Jahre alt, jene mit Covid-19 aber 67, also jünger.
Covid-19 Kranke waren nicht gebrechlicher
Es ist auch nicht so, dass die Covid-19-Patientinnen und -Patienten überdurchschnittlich oft aus dem Altersheim kamen und anfälliger für einen schweren Verlauf und Tod waren, sagt Sommerstein: «Wir haben eine kleine Sub-Analyse gemacht, indem wir jene Patienten ausgeschlossen haben, die aus dem Altersheim gekommen sind. Auch das hat nichts am Resultat verändert.»
Nämlich: Covid-19 ist im Spital trotz aller Pflege dreimal tödlicher als Influenza.
Die 14 Spitäler in der Studie sind über die ganze Schweiz verteilt, es sind grosse und kleine Kliniken dabei. Die Untersuchung dürfte damit ein repräsentatives Bild abgeben.
Zwei verschiedene Krankheiten
Der Arzt Thierry Fumeaux war bis vor kurzem Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin und nicht an der Studie beteiligt. Er sagt: «Influenza und Covid haben verschiedene Aspekte gemeinsam, aber es sind zwei verschiedene Krankheiten. Und das zeigt diese Studie.»
Im Hinblick auf die Debatte, welche Massnahmen gegen Covid-19 notwendig seien, fügt Fumeaux an: «Man kann schon finden, die Massnahmen wären nicht nötig gewesen. Aber wenn wir keine hätten, wäre die Situation viel schwerer.»
Das heisst, es wären in der ersten Welle viel mehr Menschen gestorben als 1700 – und es würden auch jetzt noch mehr sterben, als es sowieso passiert.
Denn sowohl Fumeaux als auch Sommerstein sagen: In der zweiten Welle wissen die Ärztinnen und Ärzte zwar etwas mehr als in der ersten Welle, die die Studie untersucht hat und sie haben ein zusätzliches Medikament in der Hand. Aber Grundlegendes habe sich dadurch nicht geändert. Das Sars-Cov-2 Virus töte im Spital auch heute noch viel mehr Patientinnen und Patienten als eine Influenza.