Wild ist gut, vielfältig ist gut, ein Asthaufen auch. Das Motto lautet: «Etwas Natur ist gut, mehr ist besser.» Mit diesem Spruch wirbt die Stadt Bern dafür, dass die Bevölkerung ihre Gärten und Balkone naturnah pflegt. Die besten Exemplare werden sogar ausgezeichnet.
Um für den eigenen Garten ausgezeichnet zu werden, muss man gewisse Grundkriterien erfüllen:
- Im Garten werden invasiven Neophyten bekämpft.
- Der Garten ist (wenn möglich) für Kleintiere wie Igel zugänglich.
- Es wurden Massnahmen zur Behebung von Gefahren für Kleintiere (z.B. zu hohe Stufen bei Kellertreppen, Lichtschächte, etc.) getroffen.
- Es werden weder Pestizide noch Torf oder mineralische Dünger verwendet.
- Es werden weder Mähroboter noch Laubbläser eingesetzt.
Das sind die Mindestanforderungen. Diese müssen für den «Biodiversitätsgarten» wie auch für den «Besonders wertvollen Biodiversitätsgarten» erfüllt sein.
Wer schliesslich ausgezeichnet wird, darf sich eine Plakette an den Gartenzaun hängen. Für besonders wertvolle Balkone vergibt die Stadt Bern Wimpel.
Auch in der Berner Gemeinde Bolligen setzen die Behörden auf ein Belohnungssystem. Anders als in Bern gibt es in Bolligen Bares auf die Hand: 125 Franken gibt es für einen grossen Asthaufen, 150 Franken für eine Holzbeige und 250 Franken für einen grossen Steinhaufen. Damit werde die Biodiversität gefördert.
«Bisher wurden rund 20 solche Projekte ausgezeichnet», sagt Gemeindepräsidentin Katharina Zuber. «Es dürfen ruhig noch mehr sein.» Ein unbegrenztes Budget habe man aber nicht. Das Ziel der Aktion: «Wir erhoffen uns, dass die Leute eher über Biodiversität und die Natur sprechen. Wir wollen einen Anreiz schaffen.»
Ist das die Aufgabe der Stadt oder der Gemeinde?
Die Frage stellt sich, ob die Behörden den Bürgerinnen und Bürger vorschreiben wollen, wie sie ihren privaten Garten gestalten. «Nein, wir wollen die tollen Gärten einerseits sichtbar machen und andererseits wollen wir gute Arbeit würdigen», erklärt Sabine Tschäppeler. Sie leitet die Fachstelle Natur und Umwelt der Stadt Bern. Belehren wolle man nicht, aber helfen, falls jemand Unterstützung wünsche.
Das Gesicht der Städte muss sich verändern, wenn wir die Biodiversität erhalten wollen.
Einen Eingriff in die persönliche Freiheit sei das Anreizsystem der Stadt Bern nicht, findet Marieke Kruit, Gemeinderätin der Stadt Bern: «Es ist allen Menschen freigestellt, was sie mit dem Balkon oder Garten anstellen. Aber: In der heutigen Zeit mit der Klimaerwärmung und dem Biodiversitätsschwund ist es besonders wichtig, dass jede und jeder einen Beitrag leistet.» Das Wichtigste dabei sei die intrinsische Motivation.
Es gibt Luft nach oben
In der Stadt Bern haben sich bisher rund 20 Personen gemeldet. Bis am 15. Juni kann man sich hier bewerben.