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Sucht und Verschuldung Online-Casinos: Vor allem ausländische Anbieter sind ein Problem

Laut Sucht Schweiz gibt es zu wenig Schutz vor Spielsucht. Der Verband fordert Massnahmen. Ein Problem sind besonders ausländische Anbieter.

Von den über 15-Jährigen in der Schweiz weisen 4.3 Prozent eine problematische Nutzung von Glücks- und Geldspielen auf. Das zeigt das Suchtbarometer 2025 von Sucht Schweiz. Problematisch heisst, dass die Betroffenen immer häufiger zocken und immer mehr Geld einsetzen. Das geht so weit, dass sogar Familie oder Freunde darunter leiden.

Im schlimmsten Fall führt eine Glücksspielsucht in die Verschuldung. Die geschätzten Verluste von allen Spielerinnen und Spielern bei Schweizer Anbietern betragen laut dem Verband rund zwei Milliarden Franken.

«Diese zwei Milliarden konzentrieren sich vor allem auf jene kleine Gruppe an Personen, die ein problematisches Geldspielverhalten haben», sagt Dörte Petit von Sucht Schweiz. Jene, die sich so verschulden, haben gemäss Zahlen der Schuldenberatung Schweiz im Schnitt knapp 116'000 Franken Schulden.

Nur Schweizer Casino dürfen Online-Glücksspiele anbieten

In der Schweiz gibt es 21 Anbieter, welche die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) konzessioniert hat. Davon bieten zehn auch online Glücksspiele an. Für die Schweizer Casinos gilt das Geldspielgesetz, und so müssen sie jene Gäste sperren, die über ihre finanziellen Verhältnissen spielen.

Aus Sicht des Geschäftsführers des Schweizer Casinoverbands wird genug gemacht. Es gebe über 100'000 Spielsperren gegen Betroffene, sagt Marc Friedrich. «Die gesperrten Personen können in keinem Schweizer Casino online oder vor Ort mehr spielen.»

Das eigentliche Problem seien illegale Online-Casino, die aus dem Ausland operieren. Laut Friedrich haben sie einen Marktanteil von 40 Prozent. «Sie halten sich nicht an das Gesetz. Sie haben keine Massnahmen für den Spielerschutz.» Betroffene käme dort weiter zu Glücksspielen.

Person spielt Kartenspiel auf Smartphone.
Legende: Ausländische Online-Casinos werben um Schweizer Spielerinnen und Spieler, obwohl sie das nicht dürfen. KEYSTONE/DPA/Sina Schuldt

Unbewilligte Glücksspielangebote aus dem Ausland bekämpft die ESBK mit Sperren. Wer technisch versiert ist, kann diese aber einfach umgehen. An die Betreiber kommen die Schweizer Kontrolleure kaum, denn diese befinden sich häufig in Ländern, in denen Glücksspiel legal ist.

Ausländische Casinos nutzen teilweise perfide Wege, um bei Schweizerinnen und Schweizer für ihre Plattformen zu werben. So stösst, wer im Internet nach legalen Online-Anbietern sucht, auf eine alte Internetadresse eines Schweizer Finanzverbandes. Die Webseite erwähnt in ihren Texten Spielsucht, die Gesetzgebung und die legalen Schweizer Casinos, aber eigentlich verlinkt sie in erster Linie prominent auf ausländische Anbieter. Diese sind auf der ESBK-Sperrliste.

Der Finanzverband, dem die Internetadresse früher gehörte, äussert Bedauern über die Situation. Nach einem Rebranding sei die Domain nicht mehr genutzt worden. Vergangenen Herbst sei ihm die neue Nutzung der Adresse aufgefallen. Erfolglos habe man versucht, den neuen Besitzer zu kontaktieren oder rechtlich dagegen vorzugehen.

Laut der ESBK ist Werbung für nicht bewilligte Geldspiele verboten. Der Betreiber der Webseite reagierte nicht auf Anfragen von SRF.

Stärkere Kontrollen gefordert

Sucht Schweiz fordert in ihrem Suchtbarometer, dass illegale Angebote von Glücksspielen stärker kontrolliert werden. Es brauche dafür mehr Ressourcen. Ausserdem will der Verband, dass Spielerinnen und Spieler mit problematischer Nutzung besser identifiziert und geschützt werden können. Schliesslich müsse auch Werbung, die sich an Jugendliche richtet, eingeschränkt werden.

SRF 4 News, 04.03.2025, 05:00 Uhr ; 

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