Die kleinen, gelben Kügelchen haben es in sich. Hirse ist eine Eisen- und Proteinquelle, enthält Magnesium und liefert Vitamine. Nährstoffmässig spielt das Getreide in derselben Liga wie Quinoa, fällt also in die Kategorie Superfood.
Als glutenfreies Nahrungsmittel passt es bestens auf den Menüplan von Menschen mit Unverträglichkeiten. Und gilt darüber hinaus als natürlicher Schönheitsmacher für Nägel, Haut und Haar.
Bloss: In der Schweiz fristet die alte Kulturpflanze noch immer ein Schattendasein. Hierzulande setzen Landwirtinnen und Landwirte gemäss der Branchenorganisation Swissgranum nur auf rund 280 Hektaren auf Hirse. Zum Vergleich: Der Anbau von Brotweizen ist um das 250-fache höher.
IG will Anbau des gehaltvollen Getreides vorantreiben
Die Hirse ist allerdings auf dem Vormarsch. Dazu beigetragen hat auch ein Hirseproduzent aus Cham (ZG). Im Weiler Bibersee bewirtschaftet Peter Werder einen Biohof und pflanzt seit zehn Jahren Hirse an. Zum einen Rispenhirse für Bier, Whiskey, lokales Gebäck und Würste. Zum anderen Futterhirse für seine Legehennen.
Auf den Geschmack gebracht hat ihn sein Vater. Bruno Werder hatte damals die Interessengemeinschaft IG Hirse Cham gegründet. Deren Ziel: Sie will den Anbau und die Verwendung von Hirse im Kanton Zug fördern.
«Ich bin immer auf der Suche nach Kulturen, die mit wenig Nährstoffen auskommen», sagt Biobauer Peter Werder. Daher sei Hirse für ihn ein willkommenes Experiment gewesen. «Heute ist es eine meiner Lieblingskulturen in der Fruchtfolge.»
Zäher Genosse auf dem Feld ist für den Klimawandel gerüstet
Einer der Gründe dafür: die kurze Vegetationszeit. Hirse ist nach maximal 100 Tagen reif. Beim Weizen beispielsweise hingegen vergehen von der Aussaat bis zur Ernte je nach Sorte fast zehn Monate.
Hirse komme im Juni in den Boden, die Ernte erfolge Mitte September, erzählt Peter Werder. «Vor dem Anbau gibt es einen schönen ersten Heuschnitt, nachher bleibt genügend Zeit, um ein Getreide auszusäen.»
Je trockener und wärmer es wird, desto schöner präsentiert sich das Hirsefeld.
Hirse sei zudem sehr genügsam. «Sie braucht sehr wenig Wasser.» Und sei hitzeresistent. «Je trockener und wärmer es wird, desto schöner präsentiert sich das Feld.» Die Klimaerwärmung sorgt damit laut Werder für Verhältnisse, die den Anbau von Hirse wieder begünstigen.
Weil sie noch nicht so stark verbreitet ist, gibt es auf hiesigen Hirsefeldern überdies weder Schädlinge noch Krankheiten.
Fragt sich, weshalb denn nicht mehr Bauern auf den lokalen Superfood setzen? Schliesslich gibt es für 100 Kilogramm Biohirse rund 150 Franken – bei Weizen ist es mit gut 100 Franken deutlich weniger.
Der Unterschied sei im Aufwand begründet, sagt Werder. Der Ertrag pro Hektare sei bei Weizen, Mais oder Kartoffeln deutlich höher. Und: Auf der Seite der Konsumentinnen und Konsumenten sei Hirse noch immer ein Nischenprodukt. Der Markt entsprechend klein.
Doch Peter Werder will nicht aufgeben. Geht es nach ihm, soll die Hirse wieder auf den Einkaufszettel zurückfinden. Und auch auf Rezepten von Restaurantküchen wieder vermehrt auftauchen. Kein einfaches Unterfangen. «Es braucht Biss und Geduld.» Werder bleibt zäh – ebenso wie die resistente Hirse auf seinem Feld.