Die Schweizer Hochschulen rund um die beiden ETH sind überzeugt, dass sie im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) den grossen Techkonzernen das Wasser reichen können, wie Martin Jaggi sagt, Professor für künstliche Intelligenz an der EPF
in Lausanne: «Wir sind optimistisch.» Es gehe nicht darum, genau dasselbe zu machen wie die grossen Konzerne. «Es geht auch darum, diese Schlüsseltechnologie verantwortungsbewusst zu entwickeln.»
Die Maschine ist wirklich auf dem Top-top-Level.
Im Gegensatz zu den grossen Techkonzernen möchten die Schweizer Hochschulen den Datenschutz, die Urheberrechte und die Sicherheit grossschreiben. Und dafür investieren sie in sehr viel Rechenleistung. Ab Februar wird die Schweiz einen neuen Supercomputer haben, der mit der neuesten Technologie ausgerüstet sein wird: Über 10'000 Grafikprozessoren hat die neue Maschine – «sie ist wirklich auf dem Top-top-Level», sagt Martin Jaggi.
Sie könne es mit ganz grossen Firmen wie Tesla aufnehmen. Mit Microsoft sei der Vergleich dagegen schwierig, zumal man nicht genau wisse, wie viele Grafikkarten deren Maschinen haben. Microsoft investiere über 50 Milliarden in den nächsten paar Jahren, hält Jaggi fest.
Eine andere Art von Supercomputer
Selbst wenn die Schweiz finanziell nicht ganz mit den Techkonzernen mithalten kann: Die Schweizer Initiative möchte mit dem neuen Supercomputer so oder so eine andere Art von künstlicher Intelligenz erschaffen, als es die grossen Techkonzerne tun.
Man wolle stark spezialisieren und auf konkrete Branchen fokussieren, zum Beispiel auf Roboter, die Klimawissenschaften oder die Medizin. «Zum Beispiel haben wir gerade letzte Woche an der ETH Lausanne ein Modell öffentlich gemacht, das für den medizinischen Bereich speziell trainiert ist», erklärt Martin Jaggi.
Und dennoch gibt es auch kritische Stimmen – denn so eine Infrastruktur für künstliche Intelligenz ist teuer, wenn man sie von null auf selber aufbaut. Die beiden ETH nennen zwar keine konkreten Zahlen, aber selber solche KI-Modelle zu entwickeln, dürfte einen mehrstelligen Millionenbetrag kosten.
Und es geht auch darum, das Know-how zu haben.
Ausserdem gibt es auch andere Länder, die bereits solche Initiativen gestartet haben, etwa Finnland. Da stellt sich die Frage, ob jedes Land einzeln eigene KI-Modelle entwickeln muss. Martin Jaggi hält dem entgegen, dass die Schweiz zu dieser Open-Source-Bewegung beitragen wolle. «Und es geht auch darum, das Know-how zu haben und Studierende und Arbeitskräfte in dieser Schlüsseltechnologie auszubilden.»
Tatsächlich dürfte diese neu lancierte KI-Initiative dem Schweizer Forschungs- und auch dem Wirtschaftsstandort guttun. Nicht zuletzt würden auch Schweizer Firmen und Start-ups vom Wissen und den Fachkräften profitieren.