Bei der Meldestelle von Swiss Sport Integrity können sich Sportlerinnen und Sportler anonym melden, wenn sie Missbräuche körperlicher, aber auch psychischer Art erlebt haben, oder bei sexuellen Übergriffen – generell bei Verstössen gegen die Ethikrichtlinien im Sport.
Als diese Meldestelle gegründet wurde, konnten die Verantwortlichen nicht erahnen, wie oft diese Stelle angerufen wird. Seit Anfang Jahr und der Eröffnung der Meldestelle ist bis jetzt täglich mindestens eine Meldung eingegangen.
Mit einer solchen hohen Anzahl hätte der Direktor von Swiss Sport Integrity Ernst König nicht gerechnet. «Tatsächlich, das darf ich sagen: Wir wurden überrascht.» Offenbar ist es für die Sportlerinnen und Sportler ein Bedürfnis, sich an eine neutrale Stelle wenden zu können, wenn sie sich benachteiligt fühlen.
Sie können dies auch anonym tun. «Es ist ganz wichtig, dass man eine niederschwellige Eintrittsmöglichkeit hat.» Für Menschen, die in einem ersten Schritt nicht eine formelle Meldung absetzen, sondern sich zuerst über die Konsequenzen einer allfälligen Untersuchung informieren wollen.
Nicht jede Meldung hat eine Untersuchung ausgelöst. Zum Teil wollen die Sportlerinnen und Sportler nur wissen, was die Einschätzung der Meldestelle zu einem Fall ist.
Untersuchungen wurden bereits eingeleitet
Aber es gibt auch Verstösse, die schon mehr als nur eine Anhörung zur Folge hatten: «Es gab eine beträchtliche Anzahl Meldungen, wo es sich zumindest auf den ersten Blick um einen klaren Verstoss des Ethikstatuts handelt. Es werden entsprechend Untersuchungen folgen oder sie wurden bereits eingeleitet.»
Es gab eine beträchtliche Anzahl Meldungen, wo es sich zumindest auf den ersten Blick um einen klaren Verstoss des Ethikstatuts handelt.
Details kann Ernst König nicht bekannt geben, weil es sich um laufende Verfahren handelt. Aber die Bandbreite an Anschuldigungen ist gross: Diskriminierungen, Ungleichbehandlungen – und vor allem Fragen und Meldungen zur psychischen, physischen und sexuellen Integrität.
Seriöse Arbeitsweise ist wichtig – für alle Parteien
Anschuldigungen an Trainer oder Trainerinnen müssten sehr sorgfältig geprüft werden. Erhärten sich die Vorwürfe nicht oder sind sie falsch, hätte dies für die beschuldigten Personen grosse Konsequenzen bis in das Privatleben. «Wir sind uns durchaus bewusst, dass extrem viel auf dem Spiel steht. Darum ist es wichtig, dass wir seriös arbeiten.»
Bei strafrechtlich relevanten Tatbeständen würden diese der Staatsanwaltschaft vorgelegt. Liegen Verstösse gegen die ethnischen Richtlinien bei Verbänden vor, droht ihnen eine Streichung der Subventionen des Bundes.
Über die betroffenen Sportarten wollte Ernst König keine Angaben machen. Aber es seien fast alle Sportarten betroffen, von den olympischen bis zu den Randsportarten.