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Swiss und Piloten mit Einigung Ein Scheitern wäre ein Armutszeugnis gewesen

Es ist eine Einigung, die typisch ist für das schweizerische Verständnis von Sozialpartnerschaft. Nach zähen Verhandlungen steht am Schluss ein Kompromiss.

Auf der einen Seite musste sich die Swiss-Führung bewegen: Nach der schwierigen Corona-Phase war jetzt ein Zeichen der Wertschätzung ans Personal gefragt. Denn das Unternehmen hat seinen Angestellten während und nach der Pandemie viel abverlangt: die grosse Ungewissheit, ein Stellenabbau, Lohnkürzungen – und dann der unerwartet starke Aufschwung innerhalb weniger Monate. Für die verbleibenden Mitarbeitenden bedeutete das eine enorme Belastung und beschwerliche Arbeitstage.

Swiss wieder profitabel

Kommt hinzu, dass die Fluggesellschaft mit dem Schweizer Kreuz auf dem Heck den finanziellen Spielraum hat für ein Entgegenkommen: Die Swiss ist – im Gegensatz zu anderen Fluggesellschaften – seit diesem Jahr wieder profitabel unterwegs und wird einen wesentlichen Beitrag zum Rekordergebnis beisteuern, das der Lufthansa-Konzern bereits kommuniziert hat. Dass in diesem Fall auch die Belegschaft vom guten Geschäftsgang profitieren soll, ist somit nur rechtens.

Auf der anderen Seite mussten auch die Pilotinnen und Piloten ihr eigenes Selbstverständnis revidieren. Ihr Unmut und die Unzufriedenheit mögen aus einer individuellen Perspektive begründet und berechtigt sein. Der unerwartet starke Aufschwung, gekoppelt mit den Personalengpässen, hat aber deutlich gemacht, dass die gesamte Belegschaft wichtig ist: Ohne Bodenpersonal wird kein Flugzeug getankt und beladen, ohne Lotsen und Kabinenpersonal hebt kein Flugzeug ab.

Swiss sollte nicht übermässig hofieren

Diese Erkenntnis mag für das Personal vorne im Flugzeug eine neue Erfahrung sein. Aber die Swiss-Führung tut gut daran, wenn sie das grosse Ganze im Blick hat und nicht in einem Übermass ihre Pilotinnen und Piloten hofiert. Deren Arbeit ist für den Flugbetrieb zweifellos essenziell und verantwortungsvoll. Aber diesem Aspekt wird seit jeher mit höheren Löhnen Rechnung getragen.

Zudem war die Streikandrohung für das Cockpitpersonal auch eine Gratwanderung: Rasch hätte sich ein Streik als Bumerang für das gesamte Unternehmen entpuppen können. Denn die Swiss muss nach den Ereignissen in der jüngeren Vergangenheit dringend ihr Image verbessern: Wegen zu wenig Personal musste sie im Sommer und Herbst Flüge streichen, hatte administrative Schwierigkeiten, bereits gebuchte Tickets zurückzuerstatten und musste während der Pandemie beim Bund um staatliche Hilfe ersuchen.

Pilotenpersonal wäre Sündenbock gewesen

All das passt so gar nicht zum selbsternannten Anspruch einer Premium-Fluggesellschaft. Angesichts dieser Ausgangslage wären die Piloten und Pilotinnen rasch die internen Sündenböcke gewesen.

Deshalb ist es ein Gewinn für alle, dass sich beide Seiten doch noch zusammengerauft haben.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

SRF 4 News, Echo der Zeit, 24.10.2022, 18:00 Uhr

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