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Die evangelisch-reformierte Kirche wünscht sich eine Zustimmungslösung
Aus Tagesschau am Vorabend vom 20.09.2021.
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Systemwechsel bei Organspende Reformierte Kirche will aktive Zustimmung bei Organspende

Der Ständerat stimmt einem Systemwechsel bei der Organspende zu. Neu gelten alle Menschen als Organspenderinnen oder -spender, ausser sie lehnen das ausdrücklich ab. Angehörige haben aber weiterhin die Möglichkeit, mitzuentscheiden. David Zaugg von der evangelisch-reformierten Kirche stört sich an dieser erweiterten Widerspruchslösung und wünscht sich, dass die Zustimmung aktiv abgeholt wird.

David Zaugg

Beauftragter Politische Geschäfte, Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz

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SRF News: Die Politik ist daran, einen Systemwechsel bei der Organspende zu beschliessen, von der Zustimmungs- zur Widerspruchslösung. Was stört Sie daran?

David Zaugg: Wer sich zu Lebzeiten nicht gegen eine Organentnahme geäussert hat, bei dem geht man neu von einer stillschweigenden Zustimmung aus. Das ist aus unserer Sicht stossend und entspricht nicht unserem Menschenbild und den Rechtsgrundsätzen, für die wir einstehen.

Das ist aber eine erweiterte Widerspruchslösung – das heisst, die Angehörigen spielen weiterhin eine wichtige Rolle und können ihr Veto gegen eine Organentnahme einlegen.

Richtig. Nur bei den Angehörigen gilt dasselbe, auch dort ist man in einem «Mutmassungsmodus». Wir sehen einfach, dass ein ganz wichtiger Rechtsgrundsatz infrage gestellt wird. Er besagt, dass jeder medizinische Eingriff dem freien und ausdrücklichen Willen der betreffenden Person entsprechen muss. 

Es ist aber eine Tatsache, dass jährlich etwa 100 Menschen sterben, weil sie nicht rechtzeitig das passende Organ finden. Müsste man nicht alles machen, damit man die Anzahl gespendeter Organe steigern kann?

Wir sind natürlich dafür, dass man die Anzahl gespendeter Organe erhöhen kann. Das ist auch unser Interesse, das haben wir in diesem ganzen Prozess immer zum Ausdruck gebracht. Wir denken aber, dass es bei der erweiterte Widerspruchslösung unklar ist, ob sie tatsächlich zu mehr Spendenorganen führt.

Vergleichbare Länder, die eine ähnliche Lösung bereits haben, machen die Erfahrung, dass es mehr Spenderorgane gibt.

Richtig, aber diese Ländervergleiche sind immer auch schwierig, weil da komplexe Faktoren zusammenspielen. Und es wird durchaus unterschiedlich beurteilt, ob die Einführung der Widerspruchslösung dort tatsächlich den Ausschlag zu mehr Organspenden gab.

Der Handlungsbedarf ist auch von Ihrer Seite gegeben, wenn ich Sie richtig verstehe. Was wäre denn die Lösung der Kirchen?

Der Rat der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz hat sich schon 2019 für das Erklärungsmodell auf Basis der Zustimmungslösung ausgesprochen. Dieses Erklärungsmodell entspricht auch dem, was die Nationale Ethikkommission im Bereich Humanmedizin unterstützt und vorgeschlagen hat.

Da geht es darum, dass die Menschen zum Beispiel vom Hausarzt regelmässig gefragt werden, ob sie Organe spenden wollen oder nicht. Die Gegner dieser Lösung, auch der Bundesrat, sagen, das ist viel zu aufwendig.

Es ist es wert, diesen Aufwand zu betreiben. Das Positive wäre, dass wir nachher viel mehr über den Spenderwillen der Menschen wüssten. Das ist aus unserer Sicht ausschlaggebend.

Es ist es wert, diesen Aufwand zu betreiben.

Die persönliche Integrität und die Würde der Person würde damit viel besser geschützt. Wir würden auch die Angehörigen massiv entlasten, weil eine quasi umfassende Befragung der Bevölkerung das Wissen über den Spendewillen der Bevölkerung mit sich bringen würde.

Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.

Tagesschau am Vorabend, 20.09.2021, 18 Uhr ; 

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