Wie Glühbirnen an Lichterketten hängen die Tabakblätter von Patrick Maendly an langen Schnüren. Tabakblatt neben Tabakblatt. Der Landwirt aus Frasses (FR) geht zwischen den Reihen hin und her – bleibt immer wieder stehen und nimmt einzelne der grossen, gelben Blätter in die Hand und reibt sie zwischen Daumen und Zeigefinger.
«Es ist ein gutes Tabakjahr», so Maendly. «Es war heiss, aber auch feucht. Das mag diese tropische Pflanze.» Der Freiburger ist einer von 121 Tabakproduzenten, die es in der Schweiz noch gibt. Denn es werden immer weniger: Fast zwei Drittel der Betriebe haben in den vergangenen 20 Jahren aufgehört.
«Es ist ein Knochenjob»
Eine Entwicklung, die Fabrice Bersier mit Sorge beobachtet. Er ist Präsident von Swiss Tabac, dem Verband der Tabakproduzenten: «Tabak ist aufwendig.» Bersier weiss, wovon er spricht, auf seinen Feldern wachsen auch Tabakpflanzen. «Von der Ernte bis zur Auslieferung ist fast alles Handarbeit.» Viele Betriebe würden deshalb auf andere, pflegeleichtere Pflanzen wechseln.
«Es ist ein Knochenjob», sagt auch Patrick Maendly. Jedes Blatt wird von Hand abgelesen, geerntet, zum Trocknen aufgehängt, sortiert und in Bündel zu 30 Kilo verpackt. Maschinen kommen kaum zum Einsatz. «Wir würden gerne einzelne Arbeitsschritte mechanisieren. Aber die Schweizer Abnehmer lassen dies nicht zu, da der Tabak beschädigt werden könnte.»
Der in der Schweiz produzierte Tabak deckt nur einen kleinen Teil des hiesigen Konsums ab: knapp vier Prozent. Weil er geschmacklich nicht mit dem Tabak aus tropischen Ländern mithalten kann, wird er vor allem als Füllmaterial genutzt.
Dazu kommt: Der Tabakkonsum in der Schweiz ist rückläufig, die Kritik am Rauchen immer lauter. Die klassischen Glimmstängel verschwinden zusehends aus dem öffentlichen Raum. Wieso soll also in der Schweiz überhaupt noch Tabak produziert werden? «Die Tabakproduktion bringt mehr Diversität auf Felder und sorgt für gute Fruchtfolgen», so Branchenvertreter Fabrice Bersier.
Ausserdem gehöre die Tabakproduktion zur Schweiz dazu. «Seit gut 300 Jahren wird hier Tabak angepflanzt. Es wäre schade, wenn diese Tradition verschwinden würde.» Auch Landwirt Patrick Maedy hält – trotz Kritik – an der Tabakproduktion fest. «Mein Herz hängt daran.» Ausserdem sei die Tabakproduktion finanziell interessant. «Wenn es nicht rentieren würde, würde ich mir die Arbeit nicht antun.» Anders als für viele andere Tabakproduzenten ist aufgeben für ihn keine Option.