Heute hat sich das SVP-Kader ins Hotel Bad Horn am Bodensee zurückgezogen. Themen waren etwa die Initiative gegen die Personenfreizügigkeit, die Verluste bei den nationalen Wahlen – und das neue SVP-Präsidium.
Das SVP-Präsidium – keine einfache Aufgabe
Laut Noch-Parteipräsident Albert Rösti muss der neue Parteichef oder die neue Parteichefin besonders wieder die Menschen an der Basis ansprechen, die kantonalen Sektionen wieder auf Kurs bringen. «Es steht natürlich ganz viel Arbeit an. Die Mobilisierung muss wieder besser klappen.»
Gemäss dem Politologen Lukas Golder reicht Basis-Arbeit alleine allerdings nicht, wenn die SVP wieder auf Kurs kommen soll: «Man kann nicht sagen, wenn man bei den Wahlen so deutlich verlorene hat, dass es einfach mehr Bodenarbeit braucht.»
Laut Golder braucht es jetzt eine Auseinandersetzung mit den politischen Themen. Die SVP hat in den letzten acht Jahren sehr viel vehementer als vorher eine Oppositionspolitik gefahren, sagt Golder. «Das hat vielfach Mitte-links-Mehrheiten im Parlament ermöglicht. Ich glaube, das kann langfristig nicht die Idee der grössten Partei der Schweiz sein, die notabene zwei Bundesräte stellen möchte.»
Viel Verantwortung, keine Entlöhnung
Es wartet also ein Herkules-Job auf den Neuen. Eine Arbeit mit viel Verantwortung. Und trotzdem: Entlöhnung gibt’s für den SVP-Präsidenten keine.
Ein Parteimitglied, das nicht genannt werden will, sagt: «Wenn es gut läuft, ist das hinterher der Verdienst aller. Wenn es schlecht läuft, ist der Präsident alleine schuld.» Zudem müsse sich der neue Parteichef von Herrliberg emanzipieren, eine eigene Strategie entwickeln.
Mögliche Kandidaten zögern
So erstaunt es nicht, dass mögliche Kandidatinnen und Kandidaten unschlüssig sind. Im Gespräch ist etwa der Berner Werner Salzmann. Gerade erst neu als Ständerat gewählt, will er sich gut überlegen, ob er auch noch als SVP-Präsident kandidieren will.
Oder der Walliser Nationalrat Franz Ruppen: Er denkt darüber nach, ob der Job als Gemeindepräsident mit demjenigen des Parteipräsidenten zusammengeht. Auch die Nationalräte Thomas Matter und Marcel Dettling sowie Nationalrätin Sandra Sollberger sehen das grosse zeitliche Engagement kritisch.
Bauer oder Banker?
Kronfavoriten sind zurzeit der Schwyzer Marcel Dettling sowie der Zürcher Thomas Matter. Gemäss Golder stehen sie je für eine andere Ausrichtung in der Partei. «Der Landwirt Marcel Dettling steht fürs Bodenständige, das ländlich Konservative. Das ist wichtig in der DNA, im Herz dieser Partei.» Auf der anderen Seite stehe Thomas Matter, der als Banker eine neue intellektuelle, vielleicht eine neue konservative Ausrichtung in die Partei bringen könnte, sagt Golder.
Breite Basisarbeit leisten und der Partei wieder zu den alten Wahl-Gewinnen verhelfen – das soll der neue Parteichef leisten. Ende März bestimmt die SVP-Delegiertenversammlung in Basel, wer den Herkules-Job übernehmen soll.