Albert Rösti will im Frühjahr 2020 das SVP-Parteipräsidium abgeben. Der Schritt kommt überraschend und es dürfte nicht einfach werden, das Amt neu zu besetzen. Mit diesem Problem steht die grösste Partei des Landes nicht allein da, denn auch SP, Grüne und BDP müssen im Frühjahr ihr Präsidium neu besetzen. Der Job des Parteipräsidenten, der Parteipräsidentin sei nicht jedermanns und jederfraus Sache, sagt Politologe Marc Bühlmann.
SRF News: Warum sind Parteipräsidien derart schwierig zu besetzen?
Marc Bühlmann: Man muss sehen, dass man fast einen 24-Stunden-Job annimmt. Man muss innerhalb der Partei schauen, dass die Leute auf Kurs bleiben. Und extern muss man das Gesicht der Partei sein, muss den Medien zur Verfügung stehen – und das ist bei immer schnelleren Medienlandschaften eben durchaus schwierig.
Man nimmt fast einen 24-Stunden-Job an.
Zudem muss man auch noch im Parlament seinen Mann oder seine Frau stehen. Parteipräsidentin oder -präsident ist wirklich ein Job, der nicht jedermanns Sache ist.
Doch sind Parteipräsidien prestigeträchtig und ein Sprungbrett.
Ja das ist so. Am Kopf einer Partei kann man tatsächlich sehr viel bewegen. Das ist nicht nur Prestige, sondern man kann sehr viel tun.
Lange galt: ‹Wer eine Partei präsidiert, wird nicht Bundesrat.› Liegt da das Problem?
Das denke ich nicht. Zwar möchte man vielleicht als Nationalrätin oder Nationalrat gerne mal Bundesrätin oder Bundesrat werden, aber auch das Parteipräsidium hat sehr viel Prestige. Es ist aber so, dass man sich in der Regel als Parteipräsidentin oder als Parteipräsident derart outet, dass man vielleicht nicht mehr als kompromissbereit gilt. Das dürfte dann eben der Umstand sein, weshalb man eher nicht Bundesrat oder Bundesrätin wird.
Gerhard Pfister oder Petra Gössi hatten für die Präsidien der CVP und FDP schlicht keine Konkurrenz. Weshalb ist der Job nicht umkämpfter?
Auf der einen Seite ist es vielleicht schon so, dass nicht viele Leute Schlange stehen für dieses Amt. Auf der anderen Seite möchte man aber vielleicht auch als Partei zeigen, dass man gegen aussen geeint ist und dass man einer Person die Stange hält.
Eventuell ist eine Kampfkandidatur innerhalb einer Partei gar nicht so gut.
Eventuell ist eine Kampfkandidatur innerhalb einer Partei gar nicht so gut, weil das für böses Blut sorgen kann – und gegen aussen so wirken könnte, als hätte man grossen Streit innerhalb der Partei.
Wissen die Parteien also intern ganz genau wen sie wollen? Und das dringt einfach nicht nach aussen?
Das könnte ich mir gut vorstellen. Eine Partei ist in der Regel auch strategisch gewieft, man sucht sich diese Leute vorher aus und führt Gespräche mit geeigneten Personen. Es ist nicht so, dass man da einfach irgendjemanden fragt, oder hofft, dass sich da irgendjemand zur Verfügung stellt.
Das Gespräch führte Romana Costa.