- Erneut wird es für Halbprivat- und Privatversicherte der Helsana ungemütlich: Nach dem Basler Universitätsspital 2018 setzt Helsana nun mehrere Ostschweizer Spitäler auf eine Negativliste.
- Für einen Teil der Versicherten bedeutet das: Sie müssen auf ein anderes Spital ausweichen oder bleiben auf der Rechnungen teilweise sitzen, wenn sie sich in der halbprivaten oder privaten Abteilung der betroffenen Spitäler behandeln lassen.
- Hintergrund ist ein Streit zwischen Helsana und den Spitälern um Tarife.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Nicht so in dieser Geschichte: Die Krankenkasse Helsana streitet mit Ostschweizer Spitälern um Tarife. Und dieser Streit wird einmal mehr auf dem Buckel der Versicherten ausgetragen. Weil sich die Spitäler weigern, ihre Tarife zu senken, setzt Helsana sie auf eine Negativliste. Es geht um die Spitalregion Fürstenland Toggenburg, die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland sowie um das Spital Linth.
Für Halbprivat- und Privatversicherte der betroffenen Kassen (nebst Helsana auch Progrès, Helsana Unfall, Klug Krankenversicherung, Stoffel und z.T. Agrisano) bedeutet das: Wenn sie sich in den entsprechenden Spitälern halbprivat oder privat behandeln lassen wollen, bleiben sie auf einem Teil der Rechnungen sitzen. Helsana vergütet nur noch eine maximale Tagespauschale. Das gilt für Kunden mit altem Zusatz-Versicherungs-Produkt. Ihre Alternative: Auf ein anderes Spital ausweichen.
Helsana «kann nicht alle Preisforderungen akzeptieren»
Damit wird erneut ein solcher Tarif-Knatsch auf dem Buckel der Patienten ausgetragen, wobei sich die Krankenkasse und die Spitäler gegenseitig die Verantwortung zuschieben.
Streitpunkt sind laut Helsana die Preise für die Freie Arztwahl. «Helsana sieht in ihren Daten sowie aufgrund der bestehenden Verträge mit anderen Spitälern, dass die Preise für die Freie Arztwahl in den […] betroffenen Spitalregionen keineswegs marktgerecht sind.» Man sei den Versicherten gegenüber verpflichtet, bezahlbare und stabile Prämien sicherzustellen. Man könne deshalb nicht «sämtliche Preisforderungen akzeptieren».
Spitäler: «Wir haben marktgerechte Preise»
Überrissende Forderungen von den Spitälern? In einem Schreiben, das die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland (SR RWS) an ehemalige Patienten verschickt hat, heisst es, Helsana habe Forderungen gestellt, denen die Spitalleitung «nicht zustimmen konnte». Jürg Zwahlen, Geschäftsleitungsmitglied der SR RWS, betont gegenüber «Espresso»: Die Preise seien seit Jahren auf gleichem Niveau und marktgerecht. Er lässt aber auch durchblicken, dass man keinen Präzedenzfall schaffen will, denn auch andere Kassen würden Druck machen auf diese Tarife.
«Prämienzahler wird zum Spielball»
Dass Patienten quasi als Druckmittel eingesetzt werden, gibt es immer wieder. Susanne Hochuli ist Präsidentin der Stiftung für Patientenschutz (SPO). Es sei zwar Aufgabe einer Versicherung, zu handeln, wenn sie das Gefühl habe, ein Spital verrechne zu hohe Tarife. «Uns stört aber, dass sich hier zwei grosse Player nicht finden und nun die Prämienzahler zum Spielball werden», sagt sie. Dabei sieht sie nicht nur die Helsana in der Verantwortung: Das Schreiben, das die SR RWS verschickt habe, habe nur unnötig Verunsicherung gestiftet. Die Spitäler würden sich damit einfach an diesem «Kinderspiel» beteiligen.
Noch ist das letzte Wort in dieser Geschichte nicht gesprochen: Helsana und Spitäler wollen weiter verhandeln.