Wo liegen die Probleme bei Skyguide? Auslöser für die letzte Panne Ende Juni war eine Störung zwischen Applikationen des Flughafens Zürich und Skyguide. Die Ursache für diesen Bug war ein Softwarefehler. Diese Panne kommt im Zuge eines Modernisierungsprogramms, dem Virtual Center.
Muss man auch die nächsten Jahre mit Pannen rechnen? «Wir können Pannen nicht zu 100 Prozent ausschliessen», sagt Skyguide-Sprecher Vladi Barrosa. «Wir sind dabei, unsere ganze Systemlandschaft zu modernisieren.» Die Herausforderung sei, dass bis zur definitiven Umstellung zwei Systeme parallel liefen. «Teils mit Systemen, die 20 bis 35 Jahre alt sind», so Barrosa. «Das stellt uns vor grosse Herausforderungen.»
In der Vergangenheit hätten sie möglicherweise ein zu forsches Tempo für die Umstellung angeschlagen. «Wir haben das Tempo etwas gedrosselt. Wir investierten über ein Jahr in Stabilisierungsmassnahmen.»
Bleibt die Kapazitätsreduktion bei Skyguide bestehen? Nach der Häufung der Pannen hat Skyguide von März bis Juni eine Kapazitätsreduktion von 20 Prozent bei den Flugbewegungen in Genf und Zürich eingeführt. «Die Reduktion besteht noch», so Barrosa. «Zurzeit wird aber die Rückkehr zur maximalen Auslastung geplant.» Es dürfte sich dabei eher um Tage als um Wochen handeln, so der Sprecher. Skyguide hat zudem eine Taskforce einberufen, die die Situation regelmässig analysiert.
Skyguide kurz erklärt
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Die nationale Flugsicherung Skyguide ist sowohl für die zivile als auch für die militärische Flugsicherung in der Schweiz und im angrenzenden Ausland zuständig. Sie überwacht in der Schweiz einen der verkehrsreichsten Lufträume Europas.
Neben den internationalen Flughäfen ist Skyguide auch an den zivilen Regionalflugplätzen Bern, Buochs, Grenchen, Lugano Agno und St. Gallen Altenrhein sowie in Locarno und Sion im Einsatz, wo sowohl zivile als auch militärische Flüge stattfinden.
Skyguide befindet sich mehrheitlich im Besitz des Bundes und hat seinen Hauptsitz in Genf. Für Skyguide arbeiten 1500 Mitarbeitende an 14 Standorten. Die wichtigsten Standorte sind die beiden zivilen Area Control Center am Militärflugplatz Dübendorf ZH und am Flughafen Genf.
Skyguide finanziert sich mit Gebühren für An- und Abflüge sowie für Überflüge. Wegen der Pandemie musste das Unternehmen herbe Verluste einstecken. Der Bundesrat sprach dem bundesnahen Betrieb damals deshalb in mehreren Etappen eine halbe Milliarde Franken aus der Bundeskasse.
Viele Pannen gehen auf IT-Probleme zurück – aber nicht nur: Seit Anfang 2024 gehen 38 Prozent aller Verspätungen im Schweizer Luftraum aufs Wetter zurück, rund 30 Prozent auf technische Störungen von Skyguide.
Wegen einer IT-Panne konnten am 28. Juni während eineinhalb Stunden keine Maschinen starten. Die grösste Panne fand bisher aber vor zwei Jahren statt: Während rund fünf Stunden ging im Schweizer Flugverkehr nichts mehr. Damals fiel eine Hardware-Komponente aus und der Luftraum über der Schweiz musste gesperrt werden.
Die Pannenserie bei Skyguide
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28. Juni 2024: Die neuste Störung geht auf eine IT-Panne zurück: Ein Bug löste eine Störung zwischen zwei Applikationen aus, welche die Flugpläne verarbeiten sollten. Während eineinhalb Stunden konnten keine Flugzeuge in Zürich starten oder landen. Insgesamt waren 68 Flüge betroffen. 18 Starts und 19 Landungen mussten annulliert werden. 31 Flüge waren bis zu zwei Stunden verspätet.
25. Juni 2024: Kurz nach 22 Uhr kam es zu einer Überschwemmung im Untergeschoss des Kontrollzentrums in Genf. Dadurch wurde die Kühlung beeinträchtigt. Der Flugraum musste für zwei Stunden gesperrt werden, danach kam es zu einer Kapazitätsreduktion von 50 Prozent. Erst am nächsten Tag konnte die Kapazität auf 70 Prozent erhöht werden.
29. Februar 2024: Nach dem Neustart eines Servers kam es zu schlechter Funkqualität. Die Folge war eine reduzierte Kapazität für Flüge über die Schweiz.
18. Februar 2024: Ein Server verlangsamte sich vorübergehend. Während zehn Minuten waren keine Starts und Landungen möglich.
18. Dezember 2023: Zwischen zwei Skyguide-Applikationen kam es zu einemUnterbruch im Datenaustausch. Die Auswirkungen auf den Flugbetrieb waren Verzögerung von Starts und Landungen um 20 Minuten.
30. Oktober 2023: Auch hier ging die Panne auf eine technische Störung zurück. Zugrunde lag eine Fehlmanipulation eines Mitarbeiters bei der Vorbereitung für den Ersatz der Firewall. Während zwei Stunden konnten keine Flugzeuge starten.
15. Juni 2022: Die bisher folgenschwerste Panne: Für knapp fünf Stunden musste der kontrollierte Luftraum über der Schweiz gesperrt werden. Nichts ging mehr im Schweizer Luftverkehr. Gemäss einem Skyguide-Sprecher fiel eine Hardware-Komponente im Netzwerk aus und musste ausgetauscht werden. Ein Cyberangriff wurde ausgeschlossen. Der Netzwerkfehler sei im Skyguide-Rechenzentrum in Genf aufgetreten und wegen des Netzwerks habe auch das zweite Skyguide-Zentrum in Dübendorf den Betrieb nicht überbrücken können, so Skyguide.
Doch auch vor dem Wetter ist Skyguide nicht gefeit: Bei einem weiteren Vorfall vom 25. Juni musste nach einem Gewitter wegen einer Überschwemmung im Untergeschoss des Kontrollzentrums in Genf der Luftraum für zwei Stunden gesperrt werden.
Nur an einem Standort abgesichert: Die Panne wegen der Überschwemmungen in Genf zeigt: Ohne Georedundanz – also einer Absicherung der Daten durch zwei Rechenzentren an voneinander entfernten Standorten –können solche Vorfälle rasch weitreichende Konsequenzen haben. Nun hat aber auch die Cloud des neuen Virtual Centres nur einen einzigen Standort, den Serverraum in Dübendorf.
Müsste man sich nicht besser absichern? «Wir erachten Georedundanz als wichtiges Element zur Aufrechterhaltung des Betriebs bei einer Störung», sagt Barrosa. Offen sei jedoch die Finanzierungsfrage. Aktuell sei es kein Teil des Mandates des Bundes an Skyguide. «Wir können es aus eigenen Mitteln – es handelt sich um Investitionen von bis zu 50 Millionen Franken – nicht stemmen», sagt der Skyguide-Sprecher.
Was sagt der Bund? «Der Bund prüft, ob eine Georedundanz finanzierbar ist», sagt Franziska Ingold, Leiterin Kommunikation des Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Der Bund reagiert damit auf einen Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle, die Prüfung fand unabhängig vom Ereignis in Genf statt. Ob dies der Bund wirklich finanzieren werde, sei unklar.
Ist die Flugsicherheit gefährdet?
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Skyguide habe jeweils Sofortmassnahmen getroffen, um den Betrieb sicher weiterführen zu können. Skyguide betont, dass die Sicherheit zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen sei.
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