Katerstimmung in Biel. «Tragisch», «traurig», «unverständlich». So tönt es auf den Strassen der Uhrenstadt. Dass der Regionalsender Telebielingue seine Konzession verliert, gibt zu reden in Biel. «Ich verstehe das nicht, Telebielingue hat doch einen guten Job gemacht», sagt ein Mann. «Der Sender wird kaputt gemacht, das ist schade», meint ein anderer.
Widerstand aus der Politik
Was ist passiert? Vergangene Woche hatte das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) die Konzessionen für die regionalen Fernsehsender vergeben. Dabei ging Telebielingue leer aus und muss künftig ohne Gebührengelder auskommen. Stattdessen erhielt das TV-Projekt «Canal B» aus Cortaillod (NE) die Konzession für den Zeitraum 2025 bis 2034. Ein Medienunternehmen, welches bislang nicht in der Senderegion tätig ist.
«Der Entscheid ist in aller Munde», so die Berner SP-Nationalrätin Andrea Zryd. «Es haben sich viele Menschen bei mir gemeldet. Der Widerstand ist gross.» Deshalb hat sie sich mit Politikerinnen und Politikern aus der Region zusammen getan. Das Ziel der überparteilichen Gruppe: Unterschriften sammeln für eine Petition zuhanden des zuständigen Bundesrats Albert Rösti. «Es kann nicht sein, dass man einen erfolgreichen Sender kappt. Einen Sender, der die Bieler Kultur kennt und versteht.»
Mit Bieler Kultur meint Zryd die Zweisprachigkeit: «In Biel gehen Deutsch und Französisch Hand in Hand.» Dies habe Telebielingue als zweisprachiger Sender – also zwei Sprachen auf einem Kanal – abgebildet und gefördert. «Der neue Sender will zwei Kanäle. Einen auf Deutsch, einen auf Französisch. Das hat mit der Bieler Zweisprachigkeit nichts zu tun.»
Auch Peter Winkler stört sich am Entscheid des Bundes. «Ich kann es nicht nachvollziehen.» Winkler ist in Biel geboren und aufgewachsen und ist als ehemaliger Eventorganisator stadtbekannt. «Wir leben die Zweisprachigkeit. Alle Strassen sind zweisprachig angeschrieben. Darum macht nur ein zweisprachiger Sender Sinn.»
Rekurs angekündigt
Seit Anfang Woche ist klar: Telebielingue wehrt sich gegen den Entscheid des Bakom. Die Gassmann Media – ihr gehört der Fernsehsender – hat angekündigt, Rekurs einzulegen. «Canal B existiert erst auf dem Papier. Wie kann es sein, dass all das, was wir in den letzten 25 Jahren geleistet haben, keinen Wert hat?», so Laurent Wyss, Produktionsleiter bei Telebielingue.
Die Chancen, beim Rekurs erfolgreich zu sein, seien mindestens 50 Prozent, so Wyss. Was aber, wenn der Rekurs scheitert – und Telebielingue auf die über drei Millionen Franken vom Bund verzichten muss? «Wie es genau weitergeht, können wir jetzt noch nicht sagen. Dazu ist es noch zu früh», so Nicoletta Cimmino. Sie ist publizistische Leiterin bei Gassmann Media. Klar sei nur, es werde weitergehen. «Telebielingue wird als Marke weiter bestehen.»