Auf den ersten Blick bleibt vieles beim Alten. Nur einem der vielen neuen Bewerber gelingt ein Coup: Radiopionier Roger Schawinski. Er holt sich die Konzession von Radio Südostschweiz. Eine Konzession, die er bei der letzten Vergabe vor 15 Jahren schon einmal wollte – aber im ersten Anlauf nicht bekam – trotz mehrerer Klagen.
Der 78 Jahre alte Unternehmer hat aus dieser Niederlage gelernt und offenbar einiges besser gemacht. Dass man sich bei Somedia so einfach geschlagen geben wird, ist nicht anzunehmen. Gut möglich also, dass hier noch eine Einsprache folgen wird.
Ist es ein Coup?
Ist es ein Coup? Einerseits ja. Der Gründer von Radio 24 und vehementer Verfechter von UKW glaubt an das Medium Radio. Er liebt das Radio. Und er gibt nicht auf. Nie.
Andererseits nein. Es war eine Konzessionsvergabe mit Ansage. Denn Schawinski macht das, was er macht, in der Regel gründlich. Wer jetzt überrascht ist, hat früher nicht aufgepasst.
Die Konzession Südostschweiz-Glarus ist wichtig für die Medienvielfalt. Nicht nur, weil das Gebiet flächenmässig eines der grössten Sendegebiete ist, sondern auch, weil die Konzession eine Region betrifft, die nicht gerade für Vielfalt steht. Medienwissenschaftler wie Manuel Puppis, Professor an der Universität Freiburg, begrüssen daher die Neuvergabe.
Eine Herausforderung für alle
Doch bleiben nach dem Entscheid viele Fragen offen: Kann Roger Schawinski mit seinen Partnern liefern, was er in seinem Gesuch verspricht? Gelingt ihm der Eintritt in einen schwierigen Markt, in dem der Konkurrent seit Jahrzehnten etabliert und bekannt ist?
Somedia wird den eigenen Sender auch ohne Gebührengelder weiterbetreiben – das hat der Verlag bereits kommuniziert. Zu Recht, hat man doch über Jahrzehnte in die Region, die Infrastruktur und das Personal investiert.
Aber – nun fehlen fast 3 Millionen Franken pro Jahr für den Betrieb – Geld aus dem Gebührentopf, das nun voraussichtlich an Radio Alpin gehen wird. Somedia wird also weiter sparen müssen, in einem wirtschaftlichen Umfeld, das bereits sehr schwierig ist.
Schweizer Medienmarkt steht nicht still
Doch einmal abgesehen von diesem Coup – was zeigt die Konzessionsvergabe für den Schweizer Medienmarkt? Das Interesse an den 38 Konzessionen war riesig. 51 Bewerbungen gingen ein – die Entscheide des Bakom fielen teilweise knapp aus – etwa in der Region Bern.
Das beweist: Das Interesse, audiovisuelle Medien zu betreiben, ist in der Schweiz weit über die etablierten Kreise hinaus vorhanden. Die Mittel dafür aber kaum. Hier helfen die Gebührengelder, die Medienvielfalt der Schweiz zu sichern. Davon profitieren nicht nur kleine Verlage oder Unternehmer wie Roger Schawinski, sondern auch grosse Player im Mediensystem.