Die Mitteilung ist kurz, hat aber Zündstoff: «Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zug führt gegen die von Ihnen erwähnte Person ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Betrug.» Die «erwähnte Person» heisst Peter Krempin. Er ist Chef und selber Grossaktionär der Terraoil Swiss AG. Die Zuger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des dringenden Verdachts, dass Peter Krempin ein Covid-19-Kredit-Formular falsch ausgefüllt und so eine halbe Million Franken ertrogen habe.
«Kassensturz» hatte Mitte Oktober aufgedeckt, dass Krempin überhöhte Umsatzzahlen ins Antragsformular geschrieben hatte. Beim mit Bundesgeldern abgesicherten Kredit wird maximal zehn Prozent vom letztjährigen Umsatz ausbezahlt. Gemäss Krempins Angaben, habe die Terraoil satte 21 Millionen Franken erwirtschaftet. Tatsächlich waren es 370'000 Franken.
Zehn Prozent davon, also 37'000Franken, hätte die CS gemäss Covid-Verordnung auszahlen dürfen. Überwiesen aber hat sie 500'000 Franken. Weshalb die CS 463'000 Franken zu viel bezahlt hat, will sie nicht sagen. «Zu möglichen Kundenbeziehungen können wir uns nicht äussern.»
«Bei Konkurs verliert auch die Bank Geld»
Nun zeigen weitere Recherchen: Laut Insidern aus der Bankenszene sei dies kein Einzelfall. Die CS habe bei Kunden bewusst zu viel Geld nachgeschossen. Aus Eigeninteresse, sagt einer: «Viele kleine Unternehmen haben bei der Bank einen Kredit. Wenn ein KMU Konkurs geht, verliert auch die Bank Geld. Was macht die Bank also? Sie stützt ihre Kunden grosszügig mit Bundesgeldern, steht damit in der Öffentlichkeit gut da und senkt erst noch ihr eigenes Risiko, dass sie Geld verliert, falls ihr Kunde wegen Corona Konkurs anmelden muss.»
Peter V. Kunz, Wirtschaftsrechtler an der Universität Bern, kennt den konkreten Fall nicht, sieht aber durchaus einen gewissen Interessenkonflikt bei der Kreditvergabe: «Wenn man quasi gratis, weil der Bund das gesamte Risiko trägt, dem KMU neue Gelder zur Verfügung stellen kann, verbessert dies deren Bonität und reduziert zugleich das Bankenrisiko.»
Die CS ist die Hausbank der Terraoil
Problematisch ist für den Professor für Wirtschaftsrecht aber, wenn eine Bank einen Kredit ungeprüft auszahlt, wenn sie den Kreditnehmer schon länger kennt: «Wenn eine Bank zum Beispiel weiss, welchen Umsatz der Kunde gehabt hat in den letzten paar Jahren. Oder ob er finanziell vor dem Konkurs steht, dann kann sie nicht einfach auszahlen.»
Genau dies war aber bei der Terraoil und der Credit Suisse der Fall: Die CS ist seit Jahren die Hausbank der Terraoil. Sie kennt die Umsätze und deren Geldflüsse. Für 2020 und 2021 ist die CS an einer grösseren Geldbeschaffungsaktion als Partnerin der Terraoil beteiligt.
Weil die Terraoil beim Covid-Formular einen falschen Umsatz angab, hat die Staatsanwaltschaft Zug eine Strafuntersuchung eingeleitet. Dies könnte auch für die Hausbank Credit Suisse heikel werden: Peter V. Kunz sagt, dass Banken in einem solchen Fall auch Strafbarkeit droht. «Vor allem dann, wenn man aktiv mitgemacht hat oder zumindest gewusst hat, dass beispielsweise falsche Bilanzen vorliegen.» In einem solchen Fall könnte die Bank wegen Gehilfenschaft verantwortlich gemacht werden.
Sowohl Credit Suisse als auch Terraoil Swiss AG weisen sämtliche Vorwürfe des «Kassensturz» zurück (Siehe Stellungnahmen).