Jedes Jahr errechnet die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich, wie sich die Gesundheitskosten entwickeln werden. Und jedes Jahr zeigt sich das gleiche Bild: «Es geht ungefähr so weiter wie bisher», sagt Marko Köthenbürger von der KOF zur neusten Prognose der Gesundheitsausgaben.
Konkret geht die KOF davon aus, dass es die Kostensteigerung in den Jahren 2019 und 2020 bei je rund 3,8 Prozent liegen werden. Besonders stark betroffen seien die Pflegeleistungen, aber auch die ambulanten Leistungen, so Köthenbürger.
Dass die Kosten gerade im ambulanten und im Pflege-Bereich stark wachsen, ist wenig überraschend: Die ambulanten Behandlungen werden forciert, weil es günstiger ist, wenn Patientinnen und Patienten am Abend nach Hause gehen, statt im Spital zu übernachten.
Und die Pflegekosten sind bei hochbetagten Menschen am höchsten. Und von ihnen gibt es in einer alternden Gesellschaft immer mehr. Laut den ETH-Forschern besteht also weiterhin keine Aussicht, das Wachstum der Gesundheitskosten zu stoppen.
Ruf nach mehr Wettbewerb
Finanziert wird die aktuelle Untersuchung vom Internetvergleichsdienst Comparis. Comparis nutzt deshalb die Gelegenheit, um eigene Vorschläge zu präsentieren, wie das Kostenwachstum im Gesundheitsbereich gebremst werden könnte.
Für Felix Schneuwly von Comparis ist klar, dass die bisherigen Massnahmen der Politik zu wenig gebracht haben. Grundsätzlich brauche es nicht noch mehr Administration und Bürokratie. «Es braucht mehr wettbewerbliche Anreize», ist er überzeugt.
Schneuwly wünscht sich ein Gesundheitswesen, in dem der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen und zwischen den Ärzten wirklich spielt. So sollten die Kassen etwa mehr Spielraum erhalten, um kostenbewusste Versicherte zu belohnen.
Desillusionierter Gesundheitsökonom
Doch bei dem Thema winkt der renommierte Gesundheitsökonom Heinz Locher ab: Er traut den Krankenkassen die Innovation nicht zu. Diese hätten schon lange mit neuen Modellen kommen können, dies aber nicht getan, sagt Locher.
Vielmehr hätten sie ihre Energie vor allem für die Jagd auf gesunde Versicherte verwendet. Die Krankenkassen fühlten sich nicht primär gesundheitspolitisch verantwortlich, stellt Locher mit Bedauern fest: «Ich habe meine Illusionen verloren.» Der Gesundheitsökonom wünscht sich ein Gesundheitswesen, in dem neue Firmen neue Konzepte entwickeln.
Mehr politische Eingriffe, mehr Wettbewerb oder mehr Start-ups? In der Frage, wie die Gesundheitskosten gebremst werden könnten, herrscht alles andere als Einigkeit. Und bis valable Antworten vorliegen, steigen die Kosten weiter.