Die Universität Bern ist die einzige Schweizer Hochschule, an der derzeit noch Sprachkurse in Tibetisch belegt werden können. Ab Herbst sollen diese eingestellt werden. Hintergrund ist, dass die Universität Bern den Studiengang zentralasiatische Kulturwissenschaft nicht mehr weitergeführt, was schon länger beschlossen wurde. Tenzin Yundung, die tibetische Wurzeln hat und in Bern derzeit ihren Master in zentralasiatischer Kulturwissenschaft abschliesst, bedauert das: «Wenn ich mich auf der wissenschaftlichen Ebene mit Tibet und Themen des Tibets auseinandersetzen möchte, finde ich kein Angebot mehr.»
Als Kinder haben wir oftmals die tibetischen Wochenendschulen besucht, die aber nur Grundlagen vermittelt haben.
Das sei auch ein Zeichen dafür, dass die tibetische Kultur im Exil bedroht sei. Die Sprachkurse seien für Tenzin Yundung auch deshalb wertvoll gewesen, da es für sie als Tibeterin der dritten Generation schwierig ist, die tibetische Sprache zu pflegen: «Als Kinder haben wir oftmals die tibetischen Wochenendschulen besucht, die aber nur Grundlagen vermittelt haben.» Daher seien Sprachkurse auf universitärer Ebene hilfreich, um sich intensiver mit dem Tibetisch auseinanderzusetzen.
In der Schweiz lebt eine der grössten Exilgemeinschaften des tibetischen Volkes. Da ist die Schweiz ein wichtiger Ort für die Pflege der tibetischen Sprache und Kultur. Künftig muss dies ausserhalb des universitären Umfelds geschehen.
Sprachausbildung ist ein Beitrag an eine Kultur. Aber die Universität Bern hat keinen spezifischen Auftrag dazu.
Laut dem Generalsekretär der Universität Bern, Christoph Pappa, war das Interesse an den zentralasiatischen Kulturwissenschaften zu tief. Da die Sprachkurse Teil des Studiengangs sind, würden sie nun ebenfalls eingestellt. Zu den Befürchtungen der tibetischen Diaspora sagt er: «Sprachausbildung ist durchaus ein Beitrag an eine Kultur. Aber die Universität Bern hat keinen spezifischen Auftrag dazu. Deshalb ist zu überlegen, wie man das anders organisieren kann.»
Dennoch sind die Schweizer Tibetorganisationen besorgt. Der Entscheid, die Sprachkurse einzustellen, bedeutet de facto, dass Studien zu Tibet in der Schweiz nicht mehr möglich seien. Das schreiben Sie in einem offenen Brief und fordern die Universität Bern dazu auf, die Sprachkurse beizubehalten.