Was ist das Problem? Die Anzahl Maserntote steigt seit einigen Jahren wieder. 2018 sind weltweit mehr als 142'000 Menschen an dem Virus gestorben – meist Kinder unter fünf Jahren. Das sind rund 16'000 mehr Todesfälle als im Vorjahr, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilt. Auch die Anzahl Infektionen ist gestiegen: Laut Schätzung der WHO gab es 2018 knapp 9.8 Millionen Masernfälle, 2017 waren es noch rund 7.6 Millionen.
Warum nehmen die Ansteckungen wieder zu? Der Hauptgrund ist die zu tiefe Durchimpfungsrate. Für eine genügend hohe Rate müssten 95 Prozent der Bevölkerung mit zwei Dosen geimpft werden. Doch das sei vielerorts nicht der Fall, sagt Mark Witschi. Er leitet die Sektion Impfempfehlungen und Bekämpfungsmassnahmen beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). «Teilweise sind Durchimpfungsraten von nur bis 50 Prozent bekannt. So ist es für das Masernvirus natürlich ein Leichtes, Leute zu finden, die ansteckbar sind.»
Was ist mit den Ländern ohne Meldepflicht? An vielen Orten der Welt seien gute Daten vorhanden, sodass man davon ausgehen könne, dass die Zahlen der WHO zu den Masernfällen einigermassen stimmen, sagt Witschi. Doch insbesondere in Ländern mit einem schlechten Gesundheitssystem könne es sein, dass die Meldedaten nicht der Realität entsprächen. Insgesamt müsse man deshalb, wie die WHO sagt, von einer Unterschätzung ausgehen.
Wie sieht es in Europa aus? In der Ukraine gab es gemäss WHO-Bericht auffallend viele Masernfälle. «In Europa liegt das Problem primär bei den grossen Kampagnen von Impfgegnern», begründet dies Witschi vom BAG. Diese würden immer wieder mit Argumenten gegen die Impfung auf sich aufmerksam machen, die wissenschaftlich als nicht haltbar gelten. «Leider führt das dazu, dass die Leute sich nicht impfen lassen oder Eltern Bedenken haben, ihr Kind impfen zu lassen.» Andere vergessen es auch einfach. Doch wenn man dann an Masern erkranke, werde man von der Realität eingeholt.
Ist die Schweiz auch betroffen? Auch hier ist die Zahl der Masernfälle angestiegen. Das BAG spricht von einem «kleineren Ausbruch» in diesem Jahr. In der Schweiz stünden aber nicht die Impfgegner im Vordergrund, so Witschi. Sondern man habe es in den letzten Jahren oft vernachlässigt, Kinder zu impfen. «Diese Leute sind mittlerweile junge Erwachsene. Sie denken nicht daran, dass auch sie an Masern erkranken können. Und wenn man sich nicht impft und dann jemandem begegnet, der erkrankt ist, steckt man sich an.»