Ein Reisecar lässt am Schwanenplatz die Touristen vor den Uhrengeschäften aussteigen. Szenen wie diese sind in Luzern Alltag. Immer mehr Einheimische stören sich jedoch am Tourismus. Das zeigen Bevölkerungsumfragen. Diese belegen allerdings auch: Die Bevölkerung ist sich bewusst, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.
Wie viel Tourismus ist zu viel – wie viel ist nötig? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Stadtverwaltung in der Tourismusstrategie 2030. Teil davon ist auch ein regelmässiger Austausch mit der Bevölkerung. An einem Podium stellten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Tourismus und Quartieren ihre Lösungsansätze vor:
1. Einheimische nicht verdrängen
Die Restaurants und Geschäfte in der Luzerner Altstadt seien heute viel zu stark auf die Bedürfnisse der Gäste ausgerichtet. Dieser Meinung ist David Roth, Luzerner SP-Nationalrat. Einheimische fühlten sich nicht mehr wohl.
Die Wohnbevölkerung müsse wieder mehr in den Fokus der Wirtschaft rücken. Am Podium pflichteten ihm zahlreiche Voten aus dem Publikum bei. Zudem müsse die Politik Einfluss nehmen. Es brauche klare Einschränkungen für die Anbieter von Wohnungen für die Kurzzeitvermietung, beispielsweise Airbnb. Eine entsprechende Initiative der SP wurde in Luzern angenommen. Die Umsetzung sei aber zu lasch, findet Roth.
2. Gäste sollen mehrere Tage bleiben
Wer in der Stadt Luzern übernachtet, bleibt meistens nur für eine Nacht. Das soll sich ändern, findet Marcel Perren, Tourismusdirektor in der Stadt Luzern. Luzern Tourismus arbeitet daran, den Gästen mehrere Übernachtungen schmackhaft zu machen.
Freizeitanbieter und Hotels sollen attraktive Angebote ausarbeiten und die Gäste dazu animieren, länger in der Region zu bleiben. Das mache den Tourismus insgesamt nachhaltiger, generiere mehr Wertschöpfung in der Region und führe zu mehr Akzeptanz in der Bevölkerung.
3. Cars und Touristen besser durch die Stadt lenken
In den Umfragen wird die Masse von Menschen an Hotspots als störend erwähnt. Auch die Reisecars werden häufig genannt. Hier möchte die zuständige Finanzdirektorin Franziska Bitzi (Die Mitte) ansetzen.
Die Reisecars sollen in Zukunft weniger im Stadtzentrum unterwegs sein. Zudem sollen die Besucherströme besser gelenkt werden. Digitale Echtzeit-Informationen zum Besucheraufkommen sollen bald zur Verfügung stehen.
4. Die Sorgen und Bedenken der Quartierbevölkerung ernst nehmen
Alle Vertreterinnen und Vertreter von Stadt und Tourismus müssen mit der Bevölkerung in Kontakt bleiben. Das sagt Hanspeter Herzog, der Vorsteher des Quartiervereins Kleinstadt.
Die Stadt und die Tourismusverantwortlichen müssten auf die Leute in den Quartieren hören. Nur wenn die Bevölkerung hinter dem Tourismus stehe, habe er auch eine Zukunft.
5. Die Wintermonate besser auslasten
Von April bis Oktober ist Hochsaison in Luzern. Diese Spitzen könnten besser über das Jahr verteilt werden, findet Arlette Scheidegger. Sie arbeitet im Leitungsteam des Hotels Continental Park. Und es gehe in Luzern bereits etwas in diese Richtung.
So findet seit ein paar Jahren ein Lichtfestival im Januar statt. Das seien gute Ansätze, damit Hotels vom Saison- auf den Ganzjahresbetrieb umstellen könnten. Die Angestellten könnten so ganzjährig beschäftigt werden und das Gästeaufkommen verteile sich besser über das Jahr. Das führe auch zu einer besseren Akzeptanz des Tourismus.