Im Volksmund heissen sie «die drei hellsten Solothurner»: Seit über 100 Jahren leuchten auf dem Weissenstein, dem Hausberg der Stadt Solothurn, drei Lampen. Installiert hatte man die auffälligen Leuchten im Jahr 1909, als das Kurhaus auf knapp 1300 Metern über Meer mit elektrischem Strom versorgt wurde.
Inzwischen wecken die drei Lampen bei vielen Solothurnerinnen und Solothurnern heimatliche Gefühle. Sie sind bei gutem Wetter bis fast nach Bern zu sehen und weisen den Menschen der Region ihren Heimweg. Wenn eine der Lampen defekt war, hagelte es jeweils Reklamationen.
Weniger Strom, mehr Licht
Inzwischen leuchten die Lampen ohne Unterbruch. Denn sie wurden im Zuge von Um- und Ausbau des Hotels auf dem Weissenstein ersetzt durch moderne LED-Lampen. Diese arbeiten zuverlässiger und erst noch viel stromsparender als die alten Quecksilberdampflampen. Doch es gibt zwei Probleme.
«Die Bauherrschaft hat die alten Lampen ohne zu fragen durch neue ersetzt», erklärt Thomas Wiggli, Jurist beim Solothurner Baudepartement. Es fehlt demnach eine gültige Baubewilligung. Und: «Diese Lampen sind viel stärker, das Licht streut weniger. Sie sind für die Natur, für die Vogelzüge, deshalb schädlicher.»
Die Bauherrschaft hat nachträglich ein Baugesuch für die neuen Lampen eingereicht. Dagegen haben in er Folge gleich mehrere Umweltverbände Einsprache erhoben, unter anderem auch der Verein Dark Sky Switzerland. Inzwischen seien die Lampen zwar neu eingestellt, die Helligkeit mit einem Filter reduziert worden, sagt Thomas Wiggli. Noch ist aber unklar, ob das reicht. Die zuständigen Fachstellen des Kantons müssen jetzt ihre Stellungnahmen abgeben, anschliessend wird über die Einsprachen entschieden.
Die zuständigen Juristen müssen zwischen Tradition und Umweltschutz abwägen. «Die Lampen dürfen sicher leuchten, aber einfach schwächer», sagt Jurist Wiggli. Klar sei aber auch, dass in der Nacht gemäss Gesetz «unnötige Lichtemissionen» verboten seien. «Es stellt sich die Frage, ob man die Lampen in der Nacht abstellen muss.»
Falls die Lampen in der Nacht nicht mehr leuchten dürften, wäre dies ein Sieg des Umweltschutzes über die Tradition. Ein solcher Entscheid dürfte in Solothurn ziemlich zu reden geben. Immerhin handelt es sich bei den Lampen auf dem Weissenstein ja eben nicht nur um Leuchtkörper, sondern um eine Art regionales Heiligtum.