Grau-braune, unscheinbare Kartonkisten: Hier drin bewahrt Bauer Daniel Berger aus dem bernischen Uebeschi seine Hanfernte auf. Blüten dieser CBD-Hanfsorte gibt es bei Bauer Daniel Berger für einen Franken das Gramm. Die Ware für das Rauchen ist nicht besonders begehrt. Zu viele Produzenten seien auf dem Markt: «Es wird viel importiert. Das drückt die Preise.»
Bauer Berger wollte 2018 gross ins Geschäft einsteigen. «Schliesslich muss man innovativ sein und etwas wagen.» Es hat sich nicht gelohnt: Daniel Berger kann nur noch einen kleinen Kundenstamm beliefern. Er betont aber, dass er nicht sehr viel investierte und dadurch kaum Geld verloren hat – anders als manche Berufskollegen.
Immer weniger Betriebe
Auf die Goldgräber-Stimmung folgt die Ernüchterung: 600 Betriebe bauten in der Schweiz bis vor Kurzem Hanf an, rund 90 Prozent haben damit gemäss einer Schätzung der Branche schon wieder aufgehört. Die Anbaufläche ist in der Schweiz rasant gestiegen, seit drei Jahren stagniert sie.
Für den Bauernverband ist das keine Überraschung: Denn: Die Bauern produzieren einen Rohstoff, bei dem die Herkunft für die Konsumentinnen und Konsumenten offenbar keine grosse Rolle spielt. Das sagt Sprecherin Sandra Helfenstein: «Bei stark verarbeiten Produkten schauen die Leute kaum auf die Herkunft – und das ist bei CBD-Zigaretten beispielsweise der Fall.»
Dazu kommt: Beim Hanf gibt es keinen Grenzschutz, also keine Zölle, keine Einfuhrbeschränkungen. Und Direktzahlungen erhalten die Bäuerinnen und Bauern nur für Hanf, welcher gegessen wird, also wenn beispielsweise aus den Hanfsamen Proteinpulver hergestellt wird.
Hanf wird auf Schweizer Feldern aber wohl nicht so schnell verschwinden. Es gibt durchaus Produzenten, die damit Erfolg haben. Zum Beispiel im freiburgischen Ried bei Kerzers.
Am Rande des Seelands hat Manfred Wolf neben seinem Gemüsebetrieb mit Kollegen und Geschäftspartnern eine Firma aufgezogen. 20 Mitarbeiterinnen arbeiten da, sie bauen Hanf an und verarbeiten die Pflanzen auch gleich; sie gewinnen wertvolles Hanföl für die Medizin- und Kosmetik-Branche.
Manfred Wolf führt in die Gewächshäuser: Hier wachsen die Hanfstauden, gut gesichert mit Stacheldraht und Überwachungskameras. Er ist überzeugt: «Behält man von der Produktion bis zur Weiterverarbeitung alles in einem Betrieb, kann es finanziell aufgehen.»
Dafür seien aber hohe Investitionen nötig. In einem Labor, gleich neben den Gewächshäusern, stehen Geräte, um das Hanföl zu gewinnen und die Qualität zu überwachen. Alles in allem rund zwei Millionen Franken teuer. Manfred Wolf will das Geschäft weiter ausbauen.
Ab dem nächsten Jahr gibt es in verschiedenen Städten Pilotprojekte: Hanf mit einem höheren THC-Gehalt wird an die Konsumentinnen und Konsumenten abgegeben. Manfred Wolf will auch Hanf liefern – muss aber in neue Sorten und Anbaumethoden investieren. «Hanf wächst bei uns sehr gut – und hat eine grosse Zukunft.»
Im bernischen Uebeschi aber lässt es Bauer Daniel Berger lieber sein. «Der Aufwand wäre für mich zu gross.» Er setzt lieber auf die Mutterkuhhaltung, auf den Getreide- und Kartoffelanbau. Zudem plant er, bald einen eigenen Hofladen aufzubauen; mit Fleisch und Gemüse von seinem Hof.