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Trotz Verbot in Zürich Renitente Taubenfütterer widersetzen sich dem Gesetz

Seit zwei Jahren ist es im Kanton Zürich verboten, Tauben zu füttern. Organisierte Gruppen machen es aber trotzdem.

Für die einen gelten sie als «Ratten der Lüfte», für andere sind es verwilderte Haustiere, die besser geschützt werden müssten. Tauben sind in Zürich längst zum Politikum geworden. Ein Konflikt, der sich seit dem Inkrafttreten des neuen Jagdgesetzes im Kanton Zürich noch weiter zugespitzt hat.

Seit Anfang 2023 ist das Füttern von Wildtieren verboten, dazu zählen auch Stadttauben.

Schild, das auf Taubenfütterungsverbot hinweist.
Legende: An Orten, an denen es besonders viele Tauben gibt, weist die Stadt Zürich mit Tafeln auf das Fütterungsverbot hin. Keystone/Michael Buholzer

Bei Passantinnen und Passanten habe das Verbot zwar eine gewisse Wirkung erzielt, sagt Wildhüter Christian Breitler gegenüber SRF. Das Problem seien aber organisierte Gruppen, die weiter Tauben füttern. Hier habe sich das Problem sogar noch weiter zugespitzt.

Bussen werden solidarisch geteilt

Organisierte Taubenfütterer sind den Verantwortlichen der Stadt Zürich schon länger ein Dorn im Auge. Trotz Verbot streuen sie kiloweise Futter. Auch ein Bussgeld schrecke sie nicht ab. «Sie teilen sich die Busse solidarisch untereinander auf», sagt Wildhüter Christian Breitler.

Nur wenige Bussen verteilt

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Wenn die Stadtpolizei Zürich feststelle, dass Wildtiere gefüttert würden, könne dies eine Busse zur Folge haben. Jagd darauf mache man aber nicht, heisst es auf Anfrage. Das Bussgeld beträgt 200 Franken.

2023 wurden vier Bussen verteilt, 2024 sechs und in diesem Jahr bereits zwei. Dabei wird aber nicht aufgeschlüsselt, um welche Wildtiere es sich handelt.

Dies sei ein echtes Problem, so Breitler. Denn die Population von Wildtieren passe sich immer dem Nahrungsangebot an. «Wenn Angebot künstlich überhöht wird, führt das zu einer Überpopulation.»

Dies wiederum führe unter den Tauben zu Dichtestress, mehr kranken Tieren und mehr Arbeit für die Wildhüterinnen und Wildhüter. Je mehr gefüttert werde, desto mehr Tauben müssten geschossen werden. Insbesondere, wenn sie sich in Wohnhäuser einnisten.

Tauben leiden unter Hunger, Stress, Krankheiten und schlechten Lebensbedingungen.
Autor: Verein Stadttauben

Wie viele Tauben pro Jahr getötet werden, gibt Grün Stadt Zürich auf Anfrage nicht bekannt. Für den Verein Stadttauben sind diese Tötungsaktionen weder ethisch vertretbar noch nachhaltig.

Der Verein kämpft für bessere Lebensbedingungen der Tauben in Zürich. Aktuell gebe es in den Städten nämlich zu viele kranke oder geschwächte Tauben, schreibt der Verein auf seiner Webseite: «Tauben leiden unter Hunger, Stress, Krankheiten und schlechten Lebensbedingungen.»

Mehr Taubenschläge gefordert

Im Herbst letzten Jahres haben die Taubenschützer eine Petition gestartet. Diese wurde mittlerweile von mehr als 9000 Personen unterzeichnet. Darin fordern sie mehr Taubenschläge, in denen die Vögel brüten können und artgerecht gefüttert werden. Zwar gibt es in der Stadt Zürich bereits drei Taubenschläge. Diese würden aber nicht ausreichen, so der Verein.

Taubenschlag auf dem Zürcher Lindehof
Legende: Der wohl berühmteste Taubenschlag befindet sich auf dem Lindenhof in Zürich. Keystone/Steffen Schmidt

So sieht es auch eine Mehrheit im Zürcher Stadtparlament. Vor drei Jahren wurde ein entsprechender Vorstoss überwiesen. Dieser fordert den Stadtrat auf zu prüfen, wie durch die Umsiedlung von Tauben in Schläge das Taubenproblem tierfreundlich reduziert werden könne. Das Geschäft ist immer noch hängig.

Man nimmt Wildtieren die Würde, wenn man sie künstlich füttert
Autor: Christian Breitler Wildhüter Stadt Zürich mit Spezialgebiet Vögel

Christian Breitler, Wildhüter in der Stadt Zürich, findet grundsätzlich nicht, dass Tauben auf Fütterung angewiesen sind. «Unter dem Deckmantel Tierschutz wird ein Kampf ausgetragen, der den Tauben schadet.»

Die Taube sei eigentlich ein Langstreckenflieger und nicht gemacht, um immer am selben Ort auf Futter zu warten. «Man nimmt Wildtieren die Würde, wenn man sie künstlich füttert», findet Breitler. Bei den Tauben scheiden sich die Geister. Sie werden jedenfalls auch künftig noch für hitzige Diskussionen sorgen.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 26.3.2025, 6:31 Uhr ; 

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