Kein Vogel polarisiert so wie die Taube. Während die einen sie trotz Verboten liebevoll füttern, bringen andere sie mit Krankheiten, Kot und Armut in Verbindung. «Mit Taubenschlägen bekommen wir die Tiere von der Strasse weg», sagt Initiantin Renée Winkler. «Der ganze Dreck, der jetzt an den Hausfassaden haftet, ist dann im Taubenschlag.»
Mit Taubenschlägen bekommen wir die Tiere von der Strasse weg.
Winkler hat eine kantonale Initiative lanciert, die verlangt, dass Basel wieder Taubenschläge einrichtet. Und sie rechnet sich gute Chancen aus, dass die Forderung in der Bevölkerung Anklang findet. «Diejenigen, die Tauben mögen und diejenigen, die sie nicht mögen, werden unterschreiben», so ihre Prognose.
Wie viele Tauben es in Basel gibt, ist unbekannt. Niemand zählt sie. Aber viele Menschen wehren sie ab: mit Netzen und spitzen Gegenständen an Hausfassaden. Diese Abwehrmassnahmen richten sich vor allem gegen den Dreck, den Tauben oft hinterlassen. Die Absicht sei verständlich, sagt Winkler. Aber: Manche Tauben würden sich in den Netzen verheddern: «Diese Tiere sterben dann einen qualvollen Tod.»
Das zuständige Basler Gesundheitsdepartement steht dem Anliegen skeptisch gegenüber. Basel habe seine alten Taubenschläge vor Jahren geschlossen, weil sie kaum etwas genutzt hätten, sagt Mediensprecherin Anne Tschudin. «Wir konnten nur etwa zehn Prozent der Population der Tauben betreuen.» Der Nutzen sei also klein gewesen, die Kosten hingegen hoch.
2016 hat Basel deshalb den letzten Taubenschlag dicht gemacht. Tauben füttern ist verboten. Es droht eine Busse von 100 Franken, für jene, die es dennoch tun. Allerdings werde dieses Verbot häufig missachtet.
Durchzogene Erfahrungen in anderen Städten
Ob Taubenschläge eine gute Lösung sind, bezweifeln allerdings auch andere Stadtbehörden, so etwa auch in Zürich. Mit drei Taubenschlägen versucht Zürich den Bestand der Tauben zu regulieren.
«Mässiger Erfolg in Zürich»
Dies allerdings mit «mässigem Erfolg», wie auf der Webseite der Stadt Zürich zu lesen ist: «Dies vor allem, weil private Personen grosse Mengen an Futter für die verwilderten Haustauben ausbringen.» Tauben, die im Stadtraum gefüttert werden, liessen sich aber nicht an einen Taubenschlag binden. Und das, obwohl das Füttern der Tiere auch in Zürich verboten ist.
Bessere Erfahrungen macht Winterthur. Die beiden Taubenschläge werden täglich kontrolliert und gereinigt, so die Stadt Winterthur. Zusätzlich werden die Nester nach dem Brüten gereinigt, damit sich keine Parasiten ansiedeln können. «Durch all diese Massnahmen hat die Stadt Winterthur eine gesunde Population an Strassentauben.»
Gute Erfahrungen in Bern und Luzern
Die Stadt Bern hat das «Tauben-Management» ausgelagert. Seit 2010 kümmert sich der Tierpark darum. Und dort ist man von Taubenschlägen überzeugt. Der Park sucht jedenfalls nach Orten für neue Taubenschläge, verteilt über die ganze Stadt.
Das Allerwichtigste beim Umgang mit Stadttauben ist jedoch weiterhin, die Fütterung möglichst einzudämmen.
Auch Luzern meldet Erfolge mit den Schlägen: So seien die Tiere weniger krank und die Anzahl der Tiere konnte reduziert werden. Allerdings schreibt die Luzerner Umweltberatung: «Das Allerwichtigste beim Umgang mit Stadttauben ist jedoch weiterhin, die Fütterung möglichst einzudämmen.»