- Schweizer Firmen schreiben Stellen aus wie wild – gut für diejenigen, die auf Jobsuche sind.
- Die Arbeitslosenquote ist dementsprechend im September leicht gesunken auf 2.6 Prozent.
- Schwierig bleibt die Lage auf dem Arbeitsmarkt für ganz junge und vor allem auch für über 50-jährige Stellensuchende.
Marius Fürst hat seine Stelle letzten Winter verloren. Den Job gekostet hat den 50-Jährigen aus Hergiswil im Kanton Nidwalden eine Umstrukturierung. Mehr als zehn Jahre hatte er für das Unternehmen gearbeitet – im Informatik-Bereich: «Ich durfte IT-Prozesse abbilden. Als Quereinsteiger kannte ich das vorher gar nicht.»
Schritt für Schritt habe er sich damals in seine neue Aufgabe eingearbeitet, erzählt Fürst. Er hatte zwar ein Diplom der Handelsschule in der Tasche – gemacht habe er aber komplett etwas anderes vor seinem Stellenantritt: «Bevor ich zu dem Grossunternehmen ging, habe ich sechs Jahre lang ein Coiffeurgeschäft geführt. Das lief aber nicht besonders.» Fürst entschied sich etwas anderes zu suchen.
Weiterbildungen sind gefragt
Schon früher hatte Fürst bei einer grossen Firma im Verkaufsinnendienst gearbeitet. Auch dort sei er Quereinsteiger gewesen, und habe sich Schritt für Schritt neues angeeignet.
Der beschleunigte Wandel in der Arbeitswelt führt dazu, dass Personen, die zu wenig formale Weiterbildungsabschlüsse im Lebenslauf vorweisen können, mehr Schwierigkeiten haben.
Menschen mit Biografien wie sie Marius Fürst hat, gibt es viele auf dem Arbeitsmarkt – besonders bei den über 50-Jährigen. Viele sind zum Beispiel zu Beginn der Digitalisierung als Quereinsteiger in den IT-Bereich eingestiegen.
Oft hätten sie jahrelang für eine Firma gearbeitet, sich eingearbeitet oder sogar hochgearbeitet – ohne Weiterbildung, sagt Oliver Schärli vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco): «Der beschleunigte Wandel in der Arbeitswelt führt dazu, dass Personen, die zu wenig formale Weiterbildungsabschlüsse im Lebenslauf vorweisen können, mehr Schwierigkeiten haben.»
Das merkt auch Marius Fürst. Meistens sei der Grund der Absage, dass jemand anderes eine höhere Ausbildung habe. Das sei manchmal schon schwer zu akzeptieren. Er habe in seinem letzten Job tatsächlich keine längere Weiterbildung gemacht: «Für den Job, den ich dort hatte, brauchte es das gar nicht.» Fürst hofft trotzdem, eine neue Stelle zu finden – auch wenn er weniger Papiere habe als andere oder nicht die, die ein Unternehmen sich eigentlich wünschen würde.
Unternehmen buhlen um die Jungen
Fürst ist nicht alleine. Die Arbeitslosenquote in der Kategorie Ü50 ist im September zwar gesunken, liegt aber nach wie vor über dem schweizweiten Durchschnitt und damit weiter über dem Vorkrisenniveau. Das, obwohl die Firmen gleichzeitig regelrecht nach Personal schreien. Das sei ein typisches Krisenmuster, sagt Oliver Schärli vom Seco: «Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, rangeln sich alle Unternehmen und Branchen um die jungen Arbeitskräfte, die frisch ausgebildet sind.»
Die Jungen seien sicher auch noch etwas flexibler, weil sie tendenziell mobiler seien, so Schärli. Trotzdem sei er für die Ü50-Jährigen positiv gestimmt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote auch bei den Älteren in den nächsten Monaten weiter sinken wird. Vielleicht ein Trost für Menschen wie Marius Fürst, die es gerade schwer haben, wieder Fuss auf dem Arbeitsmarkt zu fassen.