Ein überfüllter Wartesaal, Kinder, die weinen, weil sie stundenlang auf eine Behandlung warten müssen, Pfleger und Ärztinnen überfordert vom grossen Andrang. So beschreibt Cassandra Morand die Situation in der Notfallstation des Kantonsspital Freiburg kurz nach Weihnachten. Sie ist damals auf Anraten des Kinderarztes mit ihrem fünf Wochen alten Sohn Paul in den Notfall gefahren. Seit ein paar Tagen leidet der Säugling an der Virusinfektion Bronchiolitis.
Auch wenn der Kindernotfall voll ist, wird Cassandra Morands Sohn schnell behandelt. Als Neugeborenes gilt Paul als besonders gefährdet. Und: Das Atmen fällt ihm zusehend schwerer. Paul kommt auf die Intensivstation. Dort kann der Säugling aber nicht lange bleiben, denn sein Gesundheitszustand spitzt sich weiter zu. Es geht Paul so schlecht, dass ihm im Freiburger Kantonsspital nicht mehr angemessen geholfen werden kann. Die Ärzte entscheiden: Der kleine Patient muss in ein grösseres und besser ausgerüstetes Spital.
Das Universitätsspital Lausanne winkt ab. Die Überlastung sei schlicht zu gross. Das Berner Kinderspital hingegen habe noch Kapazitäten. Also entscheiden die Ärzte, Paul dorthin zu verlegen. «In diesem Moment fing der eigentliche Horror erst an», erzählt Cassandra Morand. «Es war, aus welchem Grund auch immer, keine Ambulanz verfügbar. Also musste die Rega kommen.»
Aber es gibt ein neues Problem: Auch der Helikopter kann den kleinen Patienten nicht nach Bern bringen. Denn Paul muss mittlerweile beatmet werden, erinnert sich die Mutter.
Ich wusste nicht, ob Paul überlebt. Ich war nur am Weinen.
«Es wurde versucht, Paul für den Flug vorzubereiten, dazu hat man die Beatmung abgehängt. Das war wahrscheinlich zu viel.» Paul erleidet einen Herzstillstand und muss wiederbelebt werden: «Ich wusste nicht, was los ist, ob Paul überlebt. Ich war nur am Weinen. Es waren die schlimmsten drei Stunden meines Lebens», sagt Cassandra Morand.
Nach Stunden der Angst kann der kleine Paul dann doch noch ins Kinderspital Bern geflogen werden. Der Helikopter wurde in der Zwischenzeit entsprechend ausgerüstet. «Ich wollte unsere Geschichte öffentlich machen. Es braucht dringend Verbesserungen im Gesundheitswesen. Das, was wir erlebt haben, wünsche ich niemandem», so Cassandra Morand. Für sie und ihren Sohn Paul ging die Geschichte gut aus: Vor ein paar Tagen konnte Paul aus dem Spital entlassen werden.