«Die Autoposer und überlaute Motorräder nerven die Schweizer Bevölkerung». Das sagt Peter Ettler, pensionierter Rechtsanwalt und Mitglied der Lärmliga Schweiz. Das ist ein Verein, der gegen jeglichen Lärm kämpft und Betroffene berät.
Die gesundheitlichen Auswirkungen des Strassenverkehrs wirken viel breiter und sind einiges schlimmer, als jene von Flugzeugen oder Bahnlärm.
Aber nicht nur Autoposer, die ihre Autos tunen, stören. Auch der ganz gewöhnliche Strassenlärm kann problematisch sein. Ein Vergleich: Von Flugzeug- und Bahnlärm sind etwa knapp 100'000 Menschen in der Schweiz übermässig betroffen. Vom Strassenlärm aber mehr als 1 Million. «Schon dieser Grössenunterschied zeigt, dass die gesundheitlichen Auswirkungen des Strassenverkehrs viel breiter wirken und einiges schlimmer sind, als jene von Flugzeugen oder Bahnlärm», sagt Ettler weiter.
Lärm kann krank machen und zum Tod führen
Lärm kann krank machen, kann schliesslich sogar zum Tod führen. Das hat eine Studie des Tropen- und Public Health Instituts in Basel gezeigt. Studienleiter Professor Martin Röösli sagt: «Lärm versetzt unseren Körper in Alarmstimmung. Und wenn diese Stressreaktion länger anhält, ist eine Belastung für unser Herzkreislaufsystem und das führt dazu, dass die entsprechenden Krankheiten bis hin zum Todesfall häufiger auftreten.»
So sterben, rein statistisch gesehen, durch Strassenlärm jedes Jahr 500 Menschen an Herzkreislauf-Krankheiten. Weitere erkranken dadurch an Diabetes.
Seit 2018 müssten die Massnahmen umgesetzt sein
In der Schweiz müsste eigentlich bereits die ganze Bevölkerung vor übermässigem Strassenlärm geschützt sein. Seit 1987 besteht dazu eine gesetzliche Pflicht. Bis 2018 hätte die öffentliche Hand die entsprechenden Lärmschutzmassnahmen umsetzen müssen – aber viele Gemeinden und Kantone erreichten die Vorgabe nicht.
Deshalb verlängerte der Bund die Frist bis 2022. Mit der Revision der Lärmschutzverordnung soll es nun gar keine Fristen mehr geben. Das würde es dem Bund ermöglichen, Lärmschutzmassnahmen der Gemeinden und der Kantone dauerhaft finanziell zu unterstützen.
Die Erfahrung zeige, dass das nütze, sagt Sophie Höhn. Sie leitet beim Bundesamt für Umwelt die Sektion Strassenlärm: Seit 2008 stünden finanzielle Mittel für entsprechende Sanierungen zur Verfügung. «Seit 2012 hat sich die Anzahl jährlich geschützter Personen pro Jahr vervierfacht», sagt sie.
270'000 Menschen wurden vor Strassenlärm geschützt
Gesamthaft wurden seit 1987 rund 270'000 Menschen vor übermässigem Strassenlärm geschützt. Peter Ettler von der Lärmliga reicht dies nicht. Er verlangt vom Bund stärkere Massnahmen. Zum Beispiel solle es für Schallschutzfenster keine Subventionen mehr geben. Das sei Pflästerlipolitik. Es brauche Massnahmen an der Quelle.
Man kann den Belag leiser machen, es gibt lärmarme Reifen, wären die Fahrzeuge leichter, würden sie weniger Lärm machen, auch Temporeduktionen können zu einer erheblichen Reduktion der Lärmbelastung beitragen.
Gleicher Meinung ist Wissenschaftler Martin Röösli. Er zählt auf, was besser wirke: «Man kann den Belag leiser machen, es gibt lärmarme Reifen, wären die Fahrzeuge leichter, würden sie weniger Lärm machen, auch Temporeduktionen können zu einer erheblichen Reduktion der Lärmbelastung beitragen.»
Die Anzahl Autos werde nicht oder wenn, nicht sehr stark zurückgehen, meint Sophie Höhn vom Bundesamt für Umwelt: «Das heisst wir müssen dauerhaft an der Strasse arbeiten, lärmarme Beläge verbauen, Temporeduktionen verfügen, um die Leute dauerhaft gegen Strassenlärm zu schützen. Das ist eine Daueraufgabe.»
Damit auch die über 1 Million Menschen in der Schweiz geschützt werden, die noch immer übermässig unter Strassenlärm leiden.