Früher war's oft so: Für eine geschäftliche Reise ins Ausland haben Firmen und Institutionen standardmässig ein Flugticket gebucht. Von dieser Praxis verabschieden sich aber immer mehr Organisationen. Dabei spielt die Nachhaltigkeit eine Rolle, jedoch dürften damit auch Kosten gespart werden.
Ein Beispiel ist die Stadt Zürich: Für deren Angestellte gelten ab dem nächsten Jahr strengere Regeln. So ist es ihnen für eine Dienstreise nur noch in Ausnahmefällen erlaubt, das Flugzeug zu nehmen. Ein solches Reglement kennen indes schon andere Institutionen. So arbeitet beispielsweise die ETH Zürich bereits seit sieben Jahren darauf hin, dass Professorinnen und Wissenschaftler weniger häufig fliegen.
ETH hat Flugreisen um 15 Prozent reduziert
Ursprünglich setzte sich die ETH zum Ziel, dass ihre Angehörigen 15 Prozent weniger fliegen als 2019. Das habe die Hochschule erreicht, sagt Claudia Zingerli, die das Nachhaltigkeitsbüro der ETH leitet. Allerdings sei nicht klar, inwiefern die Senkung auf das entsprechende Projekt zurückzuführen sei. Schliesslich habe auch die Pandemie einen grossen Effekt gehabt, als alle Flieger am Boden blieben.
Nun will die ETH noch einen Schritt weiter gehen und die Anzahl Flüge pro Jahr bis 2030 halbieren. Erreichen wolle man dies durch verbindlichere Vorgaben, denn bis jetzt war der Flugverzicht an der ETH freiwillig, sagt Claudia Zingerli.
Videokonferenz statt Flugzeug
Auch in der Privatwirtschaft will man vermehrt auf Geschäftsflugreisen verzichten. Der weltweit zweitgrösste Rückversicherer Swiss Re etwa will dafür sorgen, dass die rund 15'000 Angestellten aus Geschäftsgründen nicht mehr so oft ins Flugzeug steigen.
Als global tätige Versicherungsgesellschaft könne man zwar nicht komplett aufs Fliegen verzichten, jedoch versuche man, Flüge auf ein Minimum zu reduzieren, sagt Martin Weymann, der das Nachhaltigkeitsteam bei der Swiss Re leitet: «2023 haben wir eine Reduktion um 60 Prozent erreicht», sagt Weymann. Das bestätige das Unternehmen in der Strategie, nur noch halb so viel Geschäftsflüge zu absolvieren wie im Jahr 2018.
Statt ein Flugzeug zu besteigen, will Swiss Re mehr Videokonferenzen. Dafür seien die Büros technisch aufgerüstet worden, sagt Weymann. Wer dennoch fliegt, muss bei Reisen bis fünf Stunden einen Economy-Sitz buchen. Verantwortlich sei jede Abteilung selber, die eine eigene CO₂-Jahresplanung mache.
Ganz ähnlich sieht es bei der Zurich Versicherung aus: «Zurich hat sich das Ziel gesetzt, die Flugverkehrsemissionen ab 2022 dauerhaft um 70 Prozent zu reduzieren gegenüber 2019», schreibt Mediensprecher Thomas Baer auf Anfrage. Auch beim grössten Versicherungskonzern der Schweiz werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angehalten, unnötige Geschäftsreisen zu vermeiden und stattdessen auf Online-Sitzungen zu setzen.
ABB spart bei Produkten mehr CO₂ als bei Flugreisen
Auch die Angestellten der ABB fliegen nur ins Ausland, wenn sie etwa wichtige Kundenbesuche abstatten. Ein Reduktionsziel für internationale Geschäftsreisen gebe es beim Technologiekonzern allerdings nicht, schreibt Mediensprecher Lukas Matt.
Vielmehr werden diese CO₂-Emissionen mit anderen zusammengerechnet – etwa der Verwendung von verkauften Produkten, wo das CO₂-Sparpotenzial ungleich höher sei. Diese gesamten Emissionen will die ABB bis 2030 um 25 Prozent senken.