Eine Mehrzweckhalle, ein Café, Hotelzimmer oder eine Wohngemeinschaft? Die vielen imposanten Klostergebäude verführen dazu, Pläne zu schmieden.
Was daraus alles gemacht werden kann, überlegt sich zum Beispiel die junge Architektin Meril Sabo aus Freiburg. Ihre Heimatstadt ist geprägt von religiösen Bauten. Rund zwölf Klöster stehen auf Stadtboden. Sabo stellt fest: In den Gebäuden hat es viel Platz – es leben aber immer weniger geistliche Personen darin.
Hohe administrative Hürden
In ihrer Diplomarbeit als Architektin an der ETH Lausanne hat sich Meril Sabo darum mit der Frage beschäftigt, was in Zukunft mit den Klöstern gemacht werden könnte. Viele Ideen, welche die Architektin im Kopf hat, bezeichnet sie selber als derzeit «unrealistisch».
Unrealistisch ist das vor allem, weil eine Umnutzung eines Klosters nicht ganz einfach ist. Einerseits gibt es häufig hohe administrative Hürden für ein religiöses Gebäude. Andererseits stellen sich technische und denkmalpflegerische Herausforderungen, wenn es gilt, etwas Neues in solch alten Gebäuden aufzubauen.
«Unmöglich ist es aber nicht», sagt Meril Sabo. Auf ihren Besichtigungstouren sah sie, dass die meisten von den alten Klöstern in sehr gutem Zustand sind. «Sie wurden immer wieder renoviert. Bis jetzt leben dort ja auch noch Menschen.»
So könnte man es machen
Es gibt Beispiele, die zeigen, dass und wie Umnutzungen möglich sind. Das ehemalige Augustinerkloster in der Freiburger Altstadt etwa. Dort befindet sich seit ein paar Jahren das Kantonsgericht. In Freiburg ist aber auch das Kloster des Franziskanerordens zu nennen: Bei der letzten Gebäuderenovierungen wurde in die Zukunft investiert.
Aber auch andernorts in der Schweiz hat man mit der Umnutzung von Klöstern Erfahrungen gemacht. Denn die Klostergemeinschaften sind überall von der Überalterung betroffen, der Nachwuchs fehlt.
In Appenzell wird das alte Kapuzinerkloster für die Unterbringung von Asylsuchenden verwendet. Im Kanton Neuenburg wurden aus den Klosterräumen private Wohnungen. Im Kanton Nidwalden wurde das Kloster in Stans gleich ganz umgenutzt: zu einem Ort für Kulinarik.
Besonders viel Erfahrung mit der Umnutzung von Klöstern hat der Kanton Luzern. Gegen 20 Gebäude wurden da in den letzten Jahren ganz oder teilweise umgenutzt, sei es für Wohnungen, Therapieräume, Ateliers oder gar Büros.
Mitbewohnerinnen und Mitbewohner gesucht
Einen anderen Weg wählt das Kapuzinerkloster in Rapperswil im Kanton St. Gallen. Die sechs noch dort lebenden Brüder suchen aktiv neue Mitbewohnerinnen und Mitbewohner.
Schon seit rund 30 Jahren können Gäste vorübergehend im Kloster übernachten. Seit dem vergangenen Herbst kann das Kloster zu einem bleibenden Zuhause für Menschen werden, die nicht zu der Kapuziner-Ordensgemeinschaft gehören. Kostenpunkt: 1000 Franken pro Monat. Voraussetzung: Man packt im Haushalt mit an und nimmt am Leben der Brüder teil.
Seit September wohne eine Frau im Rapperswiler Kloster, sagt Bruder Norbert. Rund zehn Personen hätten seit Anfang Jahr ihr Interesse angemeldet. Man befinde sich in einem Klärungsprozess, der Zeit brauche – für beide Seiten. Bruder Norbert rechnet in der nahen Zukunft nicht mit einem raschen und grossen Zuwachs.
Zurück in Freiburg: Hier stellt Architektin Meril Sabo fest, dass die Umnutzung nicht immer ganz einfach ist. Abgesehen von rechtlichen und technischen Herausforderungen spiele etwas ganz anderes eine zentrale Rolle: «Die emotionale Hürde», wie es die Architektin nennt.
Sie sei zwar für ihre Arbeit von allen herzlich empfangen worden und habe sich ein Bild von den Gebäuden machen können. Beim Thema Umnutzung habe sie dann aber doch Widerstände gespürt.
Denkanstoss statt Leitfaden
Die religiösen Gemeinschaften in den Klöstern sind zwar am Schrumpfen, ganz weg sind sie aber noch nicht. Viele brauchen ihre Räume teilweise noch selbst. Darum will die Meril Sabo ihre Arbeit auch nicht als Leitfaden sehen, wie man Umnutzungen anpacken sollte. Sie versteht ihre Arbeit eher als Denkanstoss.