Januar 2019: Seit zwei Monaten sitzt Jonas in der Schweiz im Gefängnis. Obwohl er kein Verbrechen begangen hat. Jonas sitzt in Administrativhaft. Vor allem die Untätigkeit und Langeweile setzen ihm zu. «Wir haben einfach nichts zu tun», klagt er, «wir können nur in den Zellen auf und ab gehen, miteinander sprechen oder Karten spielen». Jonas freut sich jedes Mal, wenn er arbeiten kann. Das bringt ein wenig Abwechslung in den eintönigen Alltag.
Jonas' Odyssee beginnt in Schweden
Jonas ist ein Asylsuchender aus Afghanistan. Nachdem er sich in mehreren Ländern durchgeschlagen hat, stellte er schliesslich in Schweden einen Asylantrag.
In Schweden sei er in ein Aufnahmezentrum mit chaotischen Zuständen gekommen. Schlägereien lagen an der Tagesordnung und immer wieder sei der Feueralarm losgegangen. «Ein verrücktes Haus», so Jonas. Das habe alte Traumata heraufbeschworen, darum sei er weitergezogen und wollte in der Schweiz ein Asylgesuch stellen.
Jonas wird am 1. November im Gefängnis Bässlergut in Basel interniert und wartet dort auf seine Ausschaffung nach Schweden. Wegen seines Asylantrags muss er gemäss Schengen/Dublin nach Schweden zurück.
Sechs Tage alleine in der Schutzzelle
Jonas hat die ersten Tage im Bässlergut nicht in normaler Haft verbracht. Er sass wegen seines Gesundheitszustandes in einer Einzelzelle. Jonas leidet seit seiner Flucht aus Afghanistan an Depressionen. Als Folge einer Kopfverletzung hat er zudem immer wieder starke Schmerzen. Er ist täglich auf starke Medikamente angewiesen. Auf seinem Weg von Schweden in die Schweiz hat er in Deutschland versucht, sich das Leben zu nehmen.
Man fragte ihn bei der Einweisung ins Bässlergut, ob er Selbstmordabsichten habe. Er habe mit «Ich weiss nicht» geantwortet. «Für diese Aussage steckten sie mich in die Isolationszelle», erzählt Jonas.
Insgesamt harrt Jonas sechs Tage in einer Schutzzelle aus. Er ist Tag und Nacht allein in einem kleinen, kahlen Raum eingesperrt. Ein Bett, ein Fernseher und eine Nasszelle, das ist alles. Das Geschehen wird rund um die Uhr mit drei Kameras überwacht.
Er habe nicht gewusst, weshalb er sich in dieser Zelle befindet. «Ich habe gedacht, das sind die normalen Zellen für alle hier». Das habe ihn zusätzlich belastet.
«Das sollte nicht passieren»
«Ich kann mich zu diesem Einzelfall nicht äussern», sagt Lukas Huber. Er ist Leiter «Bevölkerungsdienste und Migration» des Kantons Basel-Stadt. Allerdings würden die Betroffenen aufgeklärt und es sollte deshalb nicht passieren, dass sich jemand tagelang in einer Schutzzelle befindet, ohne zu verstehen weshalb.
Aber eigentlich hätte Jonas zur Behandlung wohl in eine psychiatrische Klinik überstellt werden sollen. Nur dafür fehlt in Basel derzeit oft der Platz. «Wir stellen fest – und das betrifft jetzt nicht nur die Administrativhaft – dass wir zunehmend Personen mit psychischen Problemen haben. Insgesamt ist die Gefängnismedizin aber nicht dafür ausgerichtet, intensivere Behandlungen an psychisch kranken Personen vorzunehmen», so Huber.
Zumindest im Bässlergut soll sich das bald ändern.
Es sei deshalb geplant, die Betreuung zu verbessern. Durch mehr Personal und verstärkte Visiten sollen Akutfälle an Kliniken überwiesen werden können.