Sie nennt sich Samira, spricht Deutsch, Spanisch und Englisch und ist offen für eine Vielzahl von Sexpraktiken. Erreichbarkeit: 24 Stunden an 7 Tage. Für die Kontaktaufnahme ist eine Handynummer angegeben mit dem Hinweis: «vergiss nicht, bin privat besuchbar.» Samira bietet ihre Dienste in Basel an.
Für mich ist das eine Katastrophe. Ich weiss nicht, wie es nun weitergeht
Eines von vielen Inseraten auf einer einschlägigen Internetseite
Diego ist Bordellinhaber in Basel. Ihm gehört das «Edelweiss», das seit knapp drei Wochen geschlossen ist, auf Geheiss der Behörden. 10 Frauen arbeiteten bis am 23. Dezember in seinem Bordell, dann beendete ein Satz aus der Corona-Verordnung sein Geschäft: «Zu schliessen sind alle Formen von Erotikbetrieben.» Der Regierungsrat Basel-Stadt beschloss schärfere Massnahmen. «Für mich ist das eine Katastrophe. Ich weiss nicht, wie es nun weitergeht», erklärt Diego. Er kann nicht verstehen, dass er sein Bordell schliessen musste, während Sexarbeiterinnen wie Samira ihre Dienste weiterhin anbieten können. «Da wird mit ungleichen Ellen gemessen, das kann ich nicht akzeptieren. Zudem ist es doch so, dass in Hotels oder gemieteten Zimmern sicher kein Contact-Tracing stattfinden kann. Da gibt niemand eine Adresse an.»
Viele Frauen, die als Prostituierte arbeiten, sind wirtschaftlich auf ihre Einkünfte angewiesen.
Der Mediensprecher des Sicherheitsdepartements Basel-Stadt,Toprak Yerguz, bestätigt gegenüber SRF, dass aufgrund der Schliessung von Etablissements eine Verlagerung der Prostitution in andere Bereiche wie Escort-Service und Strassenprostitution stattfindet: «Viele Frauen, die als Prostituierte arbeiten, sind wirtschaftlich auf ihre Einkünfte angewiesen und weichen deshalb in Bereiche aus, in welchen sie ihre Dienstleistungen weiter anbieten können,» erklärt Yerguz.
Warum ist Sexarbeit im Hotel erlaubt?
Diese Frage stellt sich auch Viky Eberhard. Sie ist die Leiterin der Beratungsstelle für Frauen im Sexgewerbe «Aliena». Sie kritisiert, dass dem Sexgewerbe mit nur einem Satz in der Corona-Verordnung der Stecker gezogen wurde, andere Sexangebote aber nicht Teil des Verbots sind: «Die Formulierung der Massnahmen im Kanton Basel-Stadt sorgt im Sexgewerbe für viel Verwirrung. Sowohl für Sexarbeiterinnen, die unsicher sind, ob und in welcher Form sie arbeiten dürfen als auch für Betreibende. Wir erleben, dass die Formulierung unterschiedlich interpretiert wird. Dies führt sicherlich auch dazu, dass Personen illegal arbeiten.»
Viky Eberhards Kritik richtet an die Gesundheitsdirektion Basel-Stadt. Hier wurde das Problem inzwischen erkannt, wie die Mediensprecherin Anne Tschudin gegenüber SRF erklärt: «Es hat sich gezeigt, dass der in der kantonalen Verordnung nicht näher definierte Begriff «Erotikbetriebe» ein Problem darstellt. Diesem Problem müssen wir gemeinsam mit anderen involvierten Departementen nachgehen.»