Kater Clooney ist unzufrieden. Der graue Stubentiger sitzt in seiner Transportbox und wartet auf den Abflug. Klägliches Miauen inklusive. Da nützen auch die tröstenden Worte der Besitzerin nichts. Gewöhnlicher sind es Lebensmittel, die geflogen werden müssen – Anfang Saison fliegt eben auch mal der Hüttenkater mit.
Manchmal wache ich in der Nacht auf und frage mich, ob ich an alles gedacht habe.
Bei gut frequentierten Hütten sind solche Versorgungsflüge jede Woche nötig. Im Fall der Geltenhütte bei Gstaad kann Hüttenwartin Susanne Brand es so organisieren, dass alle zwei Wochen geflogen werden muss. Kater Clooney fliegt nur einmal die Saison hoch und dann im Herbst wieder runter.
Ob Kater oder Kartoffeln: Der logistische Aufwand ist gross. «Manchmal wache ich in der Nacht auf und frage mich, ob ich an alles gedacht habe», sagt Hüttenchefin Susanne Brand.
Viel Planung nötig
Gut 800 Kilogramm dürfen in einem Transportsack an den Helikopter angehängt werden. Es kommt auf jedes Gramm an, weshalb die Lieferanten auf den Paketen das genaue Gewicht notieren.
Beim Packen kommt Susanne Brand ins Grübeln: «Manchmal wäre weniger mehr», sagt sie und verweist auf das grosse Angebot auf über 2000 Meter über Meer. Doch sie muss den Gästen auch etwas bieten, schliesslich lebt sie davon.
Wenn möglich, reduzieren – auch aus Kostengründen
Dank Sirups konnte sie die Menge an Plastikflaschen reduzieren; während der Saison fliegt der Helikopter meistens nur noch alle zwei Wochen, früher war es mehr. So wenig zu fliegen wie nötig hat nicht nur eine ökologische Seite: Die Helikopterflüge sind teuer. Ein Flug kostet mehrere Hundert Franken.
Doch ohne Helikopter geht es nicht. So wie bei vielen anderen Hütten auch nicht. Von den rund 120 bewarteten Hütten werden gemäss SAC zwischen 90 und 95 Prozent mit dem Heli versorgt, zum Teil wöchentlich.
Die Flüge sind beim SAC umstritten. Schon als die ersten Helikopter vor rund 70 Jahren in den Bergen auftauchten, gab es Diskussionen rund um die Transport- und Rundflüge.
Die Suche nach Alternativen
Das Umweltbewusstsein habe in den vergangenen Jahren nochmals zugenommen, stellt auch Philippe Wäger fest. Er ist beim SAC für die Hütten und Umweltthemen verantwortlich. «Die Mitglieder und Sektionen überlegen sich, wie Hütten umweltfreundlicher betrieben werden können.» Eine Untersuchung des SAC hat ergeben, dass ein Drittel der CO₂-Emissionen der Hütten durch Transportflüge der Helikopter verursacht werden.
Doch eine Umstellung ist nicht einfach. Drohnen zum Beispiel sind zu wenig effizient. Der Bau von Seilbahnen ist aufwendig und häufig ebenfalls nicht sehr ökologisch.
Es kommt auf jedes Kilo an.
Vereinzelt setzten Hütten vermehrt auf Muskelkraft: Eine Gruppe Leute trifft sich im Tal und schleppt die Ware in ihren Rucksäcken den Berg hoch. Bei der Gspaltenhornhütte im Berner Oberland kann so ein Helikopterflug eingespart werden. Ein Tropfen auf den heissen Stein? Hüttenchef Thomas Jentsch widerspricht: «Das lohnt sich schon: Es kommt auf jedes Kilo an!»
Bei der Geltenhütte hat der Helikopter mittlerweile seine Fracht abgeladen. Die Hüttenmitarbeiterinnen laden Kartoffeln, Zucker und Gemüse aus. Auch Kater Clooney ist in seiner Transportbox in der Kabine gut mitgeflogen. Nun putzt er sich auf der Hüttenterrasse sein Fell.