Die Sorge um die Energiesicherheit beschäftigt aktuell Politik und Gesellschaft. Für den Präsidenten der Elektrizitätskommission, Werner Luginbühl, ist eine Krise kaum abwendbar.
Dazu komme der unsichere Ausblick zur Strom- und Gasversorgung. «Die Situation hat sich seit Anfangs Juni verschärft. Wir sehen in keinem Bereich eine Entspannung. Insgesamt muss man sagen, das Risiko ist nicht gesunken, dass wir im nächsten Winter Probleme kriegen.»
Eine Krise ist kaum abwendbar. Wie tiefgehend sie sein wird, das wird von vielen Faktoren abhängen.
Nur schon die hohen Energiepreise würden zeigen, dass der Markt im Winter mit einer angespannten Situation rechne. «Insofern ist eine Krise kaum abwendbar. Wie tiefgehend sie sein wird, das wird von vielen Faktoren abhängen und wir müssen die Zeit nutzen, alles zu tun, dass diese Krise nicht zu gravierend wird», so Luginbühl.
Umstrittene Massnahmen nicht ausgeschlossen
Rund ein Zehntel des Strombedarfs in der Schweiz ist importiert – entfiele dieser Import, müsste die Schweiz diese Lücke anders decken – also Energie sparen und zusätzlich produzieren.
Die Elektrizitätskommission hat nun Eckwerte für eine Wasserkraftreserve vorgelegt. So soll die Schweiz gegen Ende des Winters zusätzlichen Strom produzieren können, falls dann zu wenig Energie importiert werden könnte. Um einen Engpass möglichst zu vermeiden, zieht Luginbühl auch umstrittene Massnahmen in Betracht.
Er findet, dass auch über die Restwassermenge gesprochen werden sollte: «Die Option, dass man Restwasser während einer gewissen Zeit reduziert, wäre eine Möglichkeit, um die Stromproduktion in dieser Phase zu erhöhen.
Umweltschutz unter Druck
Bevor die Restwassermenge reduziert werden würde, müssten vorher viele andere Massnahmen ergriffen werden, kontert ProNatura-Präsidentin und SP-Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel.
Sie sagt: «Die Flüsse haben schon in diesem Sommer wenig Wasser geführt. Die Böden sind trocken. Das Grundwasser ist vielerorts abgesenkt. Das muss auch wieder gespiesen werden. Unter anderem auch eben durch diese Wassermengen, die wenigstens im Winter noch herunterkommen.»
Die Flüsse haben schon in diesem Sommer wenig Wasser geführt. Die Böden sind trocken. Das Grundwasser ist vielerorts abgesenkt.
Denn damit sich die Schweiz in einem Jahr nicht dieselben Fragen stellen muss wie aktuell – will der frühere Berner Ständerat Luginbühl weiterdenken: «Ich bin der Meinung, dass es wichtig wäre, dass man im Hinblick auf den übernächsten Winter ganz konkrete Massnahmen im Inland prüft und in beschleunigten Verfahren umsetzt. Zum Beispiel eine grosse Fotovoltaik-Anlage im Gebirge.»
Panels ja, aber nicht in unberührten Landschaften
Widerstand regt sich bereits bei Natur- und Landschaftsschutz-Organisationen. Mountain Wilderness zum Beispiel sieht zwar das Potenzial von Fotovoltaik in den Bergen, möchte aber, dass die Panels in bebautem Gebiet stehen und nicht in unberührten Landschaften.
Sebastian Moos von Mountain Wilderness mahnt: «Wir müssen endlich aufhören, Landschaftsschutz, nachhaltige Energieerzeugung, Biodiversitätserhalt, Klimaschutz gegeneinander aufzuspielen. Es muss Hand in Hand gehen.»
Wir müssen endlich aufhören, Landschaftsschutz, nachhaltige Energieerzeugung, Biodiversitätserhalt und Klimaschutz gegeneinander aufzuspielen. Es muss Hand in Hand gehen.
Neben diese politischen und wirtschaftlichen Abwägungen dürften nächste Woche auch die gesellschaftlichen und persönlichen wieder in den Fokus rücken: der sorgsame Umgang mit Energie und der Verzicht.