Worum geht es? Beim Ausbau des Strassennetzes ist der Nationalrat deutlich grosszügiger als der Bundesrat. Das hat sich am Montag in der Debatte um den Ausbauschritt 2019 für die Nationalstrassen gezeigt. Die grosse Kammer erhöhte den Kredit für dieses Jahr von 4,6 auf 6 Milliarden Franken. Ein grosser Teil, rund 1,5 Milliarden Franken, soll in ein einziges Projekt fliessen; in den sogenannten «Bypass Luzern» – ein in Luzern sehr umstrittenes Projekt.
Was ist dieser «Bypass Luzern»? Dabei handelt es sich um die Autobahnumfahrung von Luzern. Wenn man von Norden her von Zürich oder Bern Richtung Luzern fährt, wird man damit bereits heute an der Stadt vorbeigeführt. Nun soll dieses Autobahnstück ausgebaut werden.
Bei der ‹Spange Nord› gehen die Wogen in der Stadt Luzern seit fast einem Jahr sehr hoch.
Zwei neue Strassentunnel und ein Ausbau der Spuren sind geplant, damit der Verkehr besser fliesst. «Am umstrittensten ist der Autobahnzubringer zu diesem Bypass; die ‹Spange Nord›», erklärt Christian Oechslin, SRF-Regionalkorrespondent in Luzern. «Dabei gehen die Wogen in der Stadt Luzern seit fast einem Jahr sehr hoch.»
Weshalb ist der Zubringer so umstritten? Die «Spange Nord» käme mitten in der Stadt Luzern zu liegen. Eine bestehende Kantonsstrasse würde ausgebaut. Sie würde auf einer Länge von gut zwei Kilometern hinter dem Kantonsspital vorbeiführen, mitten durch ein Wohnquartier, an einem Schulhaus vorbei. «Da ist natürlich der Widerstand gross», so Oechslin. «Die Leute befürchten mehr Verkehr im Quartier, mehr Lärm.» Deshalb sei die Stadt Luzern auch dezidiert gegen diesen Autobahnzubringer.
Der Kanton Luzern ist klar der Meinung, es brauche diesen Zubringer unbedingt.
Ganz im Gegensatz zum Kanton Luzern, erklärt der Korrespondent: «Der ist klar der Meinung, es brauche diesen Zubringer unbedingt, denn nur so könne die Autobahnumfahrung um Luzern ihre ganze Wirkung entfalten.»
Was haben Stadt und Land für Argumente? Der Kanton möchte, dass der Verkehr rund um Luzern gut fliesst. Die Staus, die es täglich gibt, seien nicht gut für die Volkswirtschaft. Der ganze Kanton sei auf dieses Projekt angewiesen. Ganz anders argumentiert die Stadt Luzern: Sie befürchtet massive Eingriffe ins Landschaftsbild und negative Auswirkungen auf die Lebensqualität. Sie fordert, dass der Bypass ohne die «Spange Nord» realisiert wird. «Das alles führt dazu, dass der Graben zwischen Stadt und Kanton Luzern noch etwas tiefer wird, als er schon ist», sagt Oechslin.
Aus Sicht der Stadt versucht der Kanton, die aktuellen Verkehrsprobleme mit Rezepten von gestern zu lösen. Sie kritisiert, der Kanton setze auf Beton.
Was befürchtet die Stadt Luzern? Sie hat in den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen, damit weniger Verkehr durchs Stadtzentrum führt und die Menschen auf den ÖV umsteigen. Die «Spange Nord» schürt nun Bedenken, dass diese Bemühungen zunichtegemacht werden, so Oechslin. «Darum ist bei der Stadt kein Verständnis für die Kantonspläne vorhanden.»
Wie geht es weiter mit dem Projekt? Beim Zubringer zum Bypass arbeitet die Luzerner Kantonsregierung nun verschiedene Varianten aus, wie die «Spange Nord» durch Luzern hindurchführen könnte. Dabei muss sie auch eine Variante vorlegen, die einen Verzicht auf den Autobahnzubringer vorsieht. Das war ein Auftrag ans Kantonsparlament, initiiert von Politikerinnen und Politikern aus der Stadt. All diese Varianten sollen bis im Herbst auf dem Tisch liegen. Spätestens dann gibt es in der Stadt Luzern wieder neuen Diskussionsstoff rund um dieses Strassenbauprojekt.