- Knapp drei Viertel der Schweizer Bevölkerung hätten gerne die Möglichkeit, elektronisch abstimmen zu können.
- Auf die Frage, ob E-Voting ergänzend zur Stimmabgabe an der Urne oder per Post eingeführt werden soll, sagten 72 Prozent der Befragten Ja oder eher Ja.
- Die Resultate stammen aus einer Umfrage, die der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband in Auftrag gegeben hat.
«Die Leute sehen klar Vorteile darin und schätzen die Nachteile weniger hoch ein», sagt Martin Abele vom Blindenverband.
Durchgeführt wurde die Umfrage vom Forschungsinstitut gfs-Zürich. Dieses hat zwischen Mitte Januar und Mitte Februar insgesamt 1006 Personen befragt. Die Untersuchung fand im Rahmen einer Mehrthemen-Befragung statt.
Das Resultat überrascht auch den Verband: «Wir wussten, dass viele Leute E-Voting befürworten. Dass die Unterstützung aber trotz der heftigen Kritik in der jüngeren Vergangenheit so hoch ist, hat uns überrascht», so Abele.
Für den Verband ist E-Voting von besonderer Bedeutung: Menschen mit Sehbehinderung können in vielen Fällen nur abstimmen, wenn ihnen jemand dabei hilft. «E-Voting ist wirklich die einzige Lösung, die sowohl bei Abstimmungen und Wahlen eine autonome Teilnahme ermöglicht», so Abele.
Neue Testläufe angekündigt
Dass drei Viertel der gut 1000 Befragten E-Voting unterstützen, dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass der Wunsch nach einer Einführung abgefragt wurde. Fragt man nach den Risiken, steigt die Skepsis; auch das zeigt die Umfrage.
38 Prozent der Befragten befürchten mehr Abstimmungs- oder Wahlmanipulationen durch E-Voting. Und 26 Prozent der Befragten sehen beim elektronischen Abstimmen ausgerechnet das in Gefahr, was sich viele Blinde und Sehbehinderte vom E-Voting erhoffen: das Stimm- und Wahlgeheimnis.
Im Juni kommt es erstmals seit vier Jahren wieder zu Testversuchen mit der elektronischen Stimmabgabe in drei Kantonen. 2019 hatte der Bund ein Projekt wegen Sicherheitsbedenken beendet.
In Basel-Stadt können sich unter anderem Menschen mit Sehbehinderung für den E-Voting-Versuch anmelden. Thurgau und St. Gallen testen ab Juni ebenfalls, allerdings vorderhand mit Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern sowie mit Einwohnerinnen und Einwohnern bestimmter Gemeinden.