Georg Schäppi ist angespannt. Der Direktor des Kinderspitals Zürich steht vor einer Mammutaufgabe: Am 2. November verlässt das Spital seinen Standort in Zürich-Hottingen. Dreieinhalb Kilometer entfernt zieht es am selben Tag in ein neues Gebäude der Stararchitekten Herzog & de Meuron.
Sämtliche Patientinnen und Patienten werden am Samstag verlagert. Für das Team des Kinderspitals Zürich kommt dies einem Kraftakt gleich. «Wir werden am Abend vorher wohl kaum Ruhe und Schlaf finden», sagt Georg Schäppi.
Der Transport von schwer verletzten Kindern
Zwar hat das Spital dafür gesorgt, dass möglichst wenig Patienten den Umzug mitmachen müssen. Die Operationsplanung wurde extra angepasst, sodass in der Umzugszeit weniger Eingriffe stattfinden. Dennoch müssen rund 100 Patientinnen den Standort wechseln.
Doch wie zügelt man Kinder, die teilweise schwer krank sind? Dafür sind im Kinderspital Zürich 24 Ambulanzen im Einsatz. Verschiedene Teams bereiten die Kleinsten auf den Umzug vor, transportieren und empfangen sie im Neubau.
«Bei einem schwer verletzten Kind kann dies sieben bis acht Stunden dauern», sagt Georg Schäppi. «Aber wir müssen uns diese Zeit nehmen, damit nichts schiefgeht.»
Bitte kräftig anpacken!
Seit über vier Jahren bereiten die Verantwortlichen den Umzug vor. Die Logistik sei immens, sagt der Spitaldirektor. Sie hätten zur Planung unzählige Excel-Tabellen erstellt: «Man muss an alles denken – es ist ein Monsterprojekt.»
Um die Planung kümmern sich rund 80 Personen in einem Kernteam. Je nach Phase seien jedoch Hunderte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern involviert. Für den Transport zuständig ist eine Umzugsfirma, die in den letzten Wochen schon einen Teil der Arbeit erledigt hat.
Wenn alles gut gegangen ist, werden wir einander umarmen und gemeinsam feiern.
Gewisse Möbel und medizinische Geräte wurden bereits in den Neubau gebracht. Nur schon die Planung, zu welchem Zeitpunkt welche Geräte transportiert werden können, war laut Spital sehr anspruchsvoll.
Damit das Spital seinen Betrieb am Samstag umstellen kann, hat das Personal am neuen Standort trainiert. In Zürich-Lengg haben Ärztinnen, Pfleger und Anästhesisten die verschiedenen Abläufe durchgespielt.
1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben diese Trainings absolviert – parallel zum laufenden Betrieb. Für das Kinderspital war dies eine Herausforderung. Aber ohne diese Vorbereitung wäre der Standortwechsel nicht möglich gewesen: «Die Trainings haben geholfen, damit das Personal Sicherheit erhält», sagt die Pflegedirektorin Bettina Kuster.
Nur dank Finanzspritze geschafft
Mit dem Umzug sollen sich die Platzverhältnisse bessern. Eltern mussten mit ihren Kindern in Zürich-Hottingen teilweise stundenlang im Gang der Notaufnahme warten. Das Spital besteht aus Provisorien und Anbauten. Im Neubau in Zürich-Lengg gibt es hingegen mehr Platz sowie mehr Behandlungsräume.
Im Vorfeld sorgten aber hauptsächlich die Finanzierungsprobleme für Schlagzeilen. Statt wie vorgesehen 600 Millionen Franken, erhöhten sich die Kosten auf 760 Millionen Franken. Nur dank einer Finanzspritze des Kantons konnte der Neubau wie geplant eröffnet werden.
Mit dem Umzug am Samstag sollen diese Finanznöte in den Hintergrund treten. Der Spitaldirektor Georg Schäppi freut sich, wenn der Zügeltag hinter ihm liegt. Und der Druck der letzten Jahre der Erleichterung weicht: «Wenn alles gut gegangen ist, werden wir einander umarmen und gemeinsam feiern.»