Zürich hat ein neues Kinderspital. Nach sechs Jahren Bauzeit haben die Verantwortlichen den Neubau in Zürich-Lengg eröffnet. «Das Spital wurde nach den Bedürfnissen der kranken Kinder und ihrer Eltern gebaut und so, damit wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ideal mit ihnen arbeiten können», sagt Pflegedirektorin Bettina Kuster.
Die Ausrichtung auf Kinder ist sichtbar. Etwa bei der Anmeldung in der Notaufnahme: Ein tiefergelegtes Pult stellt sicher, dass auch sie darüber sehen können. Überall stehen kleine Tische und Stühle, sowie Nischen mit Stofftieren und Bilderbüchern, wo sich die kleinen Patienten oder ihre Geschwister zurückziehen können. Hinzu kommen Aufenthaltsräume für die Eltern.
Nur Einzel- und Zweierzimmer
In jedem Zimmer gibt es neben der Fensterfront eine Art Bullauge, das die Kinder selber öffnen dürfen. Das neue Kinderspital hat primär Einzel- und Zweierzimmer, einige lassen sich allerdings zu Viererzimmer verbinden.
In jedem Zimmer gibt es zudem eine Liege, damit ein Elternteil beim Kind übernachten kann. Alle Zimmer haben auch eine Nasszelle – ein Luxus im Vergleich zu heute, sagt Kuster, bisher teilen sich 17 Eltern eine Dusche.
«Eigentlich möchten die Kinder ja nicht hier sein und ihre Eltern auch nicht», sagt Kuster, dennoch sollte es für sie so angenehm wie möglich sein. Deswegen seien die Materialien – es dominiert Holz – nicht nur schön anzusehen, sondern auch angenehm zu berühren, sagt Stararchitekt Jacques Herzog von Herzog & de Meuron.
«Das ist wichtig, denn Architektur kann zur Heilung beitragen.» Dabei helfe auch das Tageslicht, das durch mehrere pflanzenbehangene Lichthöfe ins Gebäude fällt.
Intelligente Raumkonzepte vereinfachen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Arbeit. So hat nun etwa die Notaufnahme genügend Platz und bietet die Möglichkeit, bei Grossandrang auf die Räumlichkeiten der Polyklinik auszuweichen, erklärt Kuster.
Künftig sollten Eltern also nicht mehr Stunden mit ihren Kindern im Gang der Notaufnahme verbringen, wie dies am alten Standort in Zürich-Hottingen täglich der Fall ist.
«Ein Riesenschritt für die Kindermedizin»
Die Anzahl Betten konnte im Neubau insgesamt von 170 auf 200 erhöht werden. Hinzu kommen geräumige Untersuchungszimmer sowie moderne Operationssäle. Die Eröffnung des neuen Kispis sei ein historischer Meilenstein, sagt Spitaldirektor Georg Schäppi: «Nach 150 Jahren in Zürich-Hottingen starten wir nun neu.»
Mit der neuen Infrastruktur könnten die Teams optimal zusammenarbeiten: «Es ist ein Riesenschritt für die Kindermedizin», sagt Schäppi. Denn zum Neubau des Kinderspitals gehört auch ein modernes Forschungszentrum, ein weisser Turm auf der anderen Strassenseite.
Auch die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli, freut sich, ein neues Spital eröffnen zu können: «Das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Aber es war dringend nötig, dass das Kispi einen Neubau erhält, da das alte Gebäude überhaupt nicht mehr zweckmässig war.»
Der Kanton Zürich hat massgeblich mitgeholfen, dass der Neubau überhaupt realisiert werden konnte. Von den ursprünglich geschätzten 600 Millionen Franken stiegen die Kosten auf 760 Millionen. Um den Neubau dennoch zu ermöglichen, erhöhte der Kanton das bestehende Darlehen der öffentlichen Hand im April um 100 Millionen, auf 250 Millionen Franken.
Betrieb herrscht im Neubau allerdings noch nicht. Der Umzugstermin für das Kinderspital ist am 2. November.