Ende Januar wurde bekannt, dass die Autolobby künftig an der Universität St. Gallen einen Lehrstuhl für Mobilitätsforschung mitbezahlt. Insgesamt 2.68 Millionen Franken steckt Auto Schweiz, eine Vereinigung von Schweizer Automobil-Importeuren, während acht Jahren in das neue Institut an der HSG. Weitere Sponsoren sind Porsche, BMW und Toyota. Der Direktor des Instituts sieht die Unabhängigkeit der Forschung nicht gefährdet.
Hinzu kommt, dass der Bund ab nächstem Jahr Gelder an den Hochschulen und Universitäten kürzen will. Dies, um die steigenden Kosten für die Armee oder die 13. AHV stemmen zu können. Es geht um insgesamt 460 Millionen Franken pro Jahr. Davon betroffen ist auch die Forschung.
Abhängig von Privaten
Laut dem Bundesamt vor Statistik erhielt die HSG im Jahr 2023 rund 13.5 Millionen Franken von Privaten für ihre Forschung. Hinzu kommen Gelder aus Stiftungen. Demnach stammen aktuell rund acht Prozent der Gelder der Universitäten aus Stiftungen oder sind private Forschungsmandate.
Andreas Brenner, Professor für Philosophie, Globalisierung und Wirtschaftsethik an der Universität Basel, stellt sich seit Jahren öffentlich gegen privat finanzierte Lehrstühle. Bildung sei eine Aufgabe des Staates und sollte nicht Privaten überlassen werden, ist er überzeugt.
Wenn nun der Bund auch noch den Geldhahn zudreht, erhöhe dieser den Druck, dass die Universitäten sich private Gelder im grossen Stil besorge. «Dort, wo das einmal gelingt, zieht sich der Staat weiter zurück und treibt die Universitäten und Hochschulen weiter in die Abhängigkeit der privaten Geldgeber», sagt Brenner.
Christoph Regli ist Studiengangleiter in der Aviatikforschung an der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur. Er sagt: Ohne die Gelder externer Partnerschaften gehe es nicht. «Gerade bei den Fachhochschulen ist das ein hoher Betrag, den wir haben müssen, damit man die Forschung finanzieren und weiterbetreiben können.»
Bei über 80 Prozent der Forschungsprojekte im Bereich Engineering an der ZHAW werde mit privaten Unternehmen zusammengearbeitet – in der Aviatik unter anderem mit Swiss oder dem Schweizer Flugzeughersteller Pilatus.
Dann werden wir weitere Partner im In- und Ausland suchen und andere Finanzierungsmöglichkeiten abklappern.
Regli sieht dadurch die Unabhängigkeit seiner Forschung nicht bedroht, räumt aber ein: «Wenn es ein Resultatinteresse des Partners gibt, wird man das erfüllen müssen. Wir versuchen aber auch, dieses weiterzuentwickeln, damit allenfalls etwas allgemein Brauchbares entsteht», so Regli.
Geldhahn zu, Partnersuche an
Dass der Bund nun im Bereich Bildung, Forschung und Innovation sparen will, trifft wohl auch den Studiengang von Regli. «Der Bund ist eine wichtige Einnahmequelle, die wir brauchen, um unsere Forschung weiterzuentwickeln.» Wenn es eine neue Ausgangslage gebe, müsse man beispielsweise weitere Partner im In- und Ausland suchen.
Genau das sieht Philosophie-Professor Andreas Brenner kritisch: «Wer als Privater Geld gibt, der erwartet etwas dafür.» Die grossen Geldgeber seien keine karitativen oder philantropischen Spender. Sie legten ihr Geld eigentlich an, sagt Professor Brenner. «Damit kommt zumindest potenziell eine Gegenleistung in die Forschung hinein. Und das sollte unbedingt vermieden werden.»