Der Plan: Der Kanton Solothurn sucht einen Standort für ein Grossgewächshaus. Dieses soll die Abwärme der neuen Kehrichtverbrennungsanlage Kenova verwenden, welche 2026 in Zuchwil eröffnet werden soll. Ein solches Gewächshaus sei sehr produktiv, sagt Urs Kilchenmann vom Solothurner Amt für Landwirtschaft. «Im Garten produziert man vielleicht fünf Kilo Tomaten pro Quadratmeter, im Gewächshaus sind es 40 bis 50 Kilo auf derselben Fläche. Also acht- bis zehnmal mehr.» Dies dank einer verlängerten Anbauzeit und einer grösseren Bandbreite von Pflanzen. Der Anbau im Grossgewächshaus hat weitere Vorteile: Es werden weniger Pestizide benötigt, weniger Wasser und der Boden wird weniger belastet, wie es von Fachleuten heisst.
Die Erfahrungen: Andernorts hat man bereits gute Erfahrungen mit Grossgewächshäusern gemacht. In Oftringen zum Beispiel steht direkt neben der Kehrichtverbrennungsanlage eine «Salatfabrik». Dank regulierbarer Temperatur und Nährstoffen werden in diesem Grossgewächshaus pro Jahr 2.4 Millionen Salatköpfe gezogen, auf 1.4 Hektaren Fläche. Die Nutzung der Abwärme sei für die Wirtschaftlichkeit der Hydrokultur in Oftringen wichtig, sagen die Betreiber. Neben Kehrichtverbrennungsanlagen könne auch Abwärme aus Zementfabriken oder Biogasanlagen genutzt werden.
Die Unterstützung: Grundsätzlich für Grossgewächshäuser ist der Solothurner Bauernverband. Geschäftsführer Edgar Kupper sieht Vorteile von verstärkter einheimischer Produktion: «Die Produktion von Gemüse vor Ort dient dazu, dass weniger Importe getätigt werden müssen», sagt er gegenüber SRF.
Der Widerstand: Kritisch sieht das hingegen der Umweltschutzverband Pro Natura. Je nach Standort könne ein Grossgewächshaus eine Lösung sein, sagt Co-Präsidentin Silvia Fröhlicher. Aber: «Wir haben gewisse Bedenken bei Grossgewächshäusern in Bezug auf die Fläche und die Wildtiere.» Wildtierkorridore etwa würden dadurch verhindert.
Die Rechnung: Für den Kanton Solothurn überwiegen im Moment die Vorteile eines Grossgewächshauses, das mit Abwärme betrieben wird. Urs Kilchenmann vom Solothurner Amt für Landwirtschaft: «Wenn man die Bilder sieht aus Spanien, den Wildwuchs an Gewächshäusern und die Übernutzung der Grundwasserressourcen, da muss man sich schon überlegen, ob es nicht nötig ist, dass wir einen Teil des Gemüses, das wir konsumieren, auch hier bei uns produzieren.» Aktuell wird in die Schweiz über die Hälfte der konsumierten Früchte und Gemüse importiert (Konsum insgesamt: 400 Millionen Kilogramm).