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Abstimmungskampf vor den Sommerferien: Sinnvoll oder überflüssig?
Aus Rendez-vous vom 23.07.2024. Bild: KEYSTONE/Anthony Anex
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Unbeliebter Abstimmungstermin Ergibt ein früher Abstimmungskampf überhaupt Sinn?

Unbeliebter September: Im Schweizer Dauerabstimmungskampf will die Zeit vor den Sommerferien besonders gut genutzt sein.

Der Abstimmungstermin im September sei bei den Akteuren tatsächlich unbeliebt, stellt Politikanalyst Mark Balsiger fest: «Denn wenn ab Mitte August alle von den Sommerferien zurück sind, ist die Phase bis zur Abstimmung sehr kurz. Es bleiben dann zwischen vier und sechs Wochen, um die Leute zu interessieren und ins eigene Lager zu ziehen.»

Entsprechend wichtig sei es, dass die Pro- und Kontra-Komitees bereits vor den Sommerferien aufgetreten seien, Pflöcke eingeschlagen und Botschaften platziert hätten, an welche sich die Bevölkerung nach den Ferien wieder erinnere.

Zwei bis drei Monate braucht es für eine ausreichende Kampagne. Wer nicht vorher sehr aktiv war, ist allenfalls bereits zu spät.
Autor: Marianne Affolter Co-Geschäftsleiterin Kampagnenforum

Die Kampagnen seien vor der Sommerpause angelaufen, sagt Marianne Affolter, Co-Geschäftsleiterin des Kampagnenforums, das zum Beispiel den Abstimmungskampf für die Agrarinitiativen leitete: «Das ist kein früher Start. Zwei bis drei Monate braucht es für eine noch ausreichende Kampagnenzeit. Wer nicht bereits vorher sehr aktiv war, ist allenfalls bereits zu spät.»

In diesen zwei bis drei Monaten geht es laut Affolter unter anderem darum, die eigenen Argumente an die Bevölkerung zu bringen und dort zu verankern. Dafür brauche es bekannte Gesichter: Denn die Bevölkerung wolle wissen, was Vertreterinnen und Vertreter einzelner Parteien von Organisationen und der Gesellschaft denken.

Botschaften in die Lebensrealität bringen

Die Argumente und auch die teils abstrakten Themen müssten in die konkrete Lebensrealität der Stimmbevölkerung gebracht und die eigenen Botschaften multipliziert werden, erklärt Affolter.

Der Höhepunkt der Beteiligung liegt drei bis vier Wochen vor dem Abstimmungstermin.
Autor: Mark Balsiger Politikanalyst, Inhaber Kommunikationsagentur Border Crossing AG

Komplizierte Botschaften einfach erklären: Die Befürworterinnen der Biodiversitätsinitiative etwa brechen ihr Anliegen herunter auf den Slogan «Schützen, was wir brauchen.» Die Gegner kontern mit «Nein zur extremen Biodiversitätsinitiative».

Kommt hinzu, dass die meisten brieflich abstimmen. Ein Umstand, der laut Balsiger die Kampagnen komplett verändert hat: «Früher wurde bis zum Abstimmungswochenende eine Rampe aufgebaut.» Inzwischen sei bekannt, dass der eigentliche Höhepunkt der Beteiligung etwa drei bis vier Wochen vor dem Abstimmungstermin stattfindet.

Briefliche Abstimmung
Legende: Heutzutage stimmen schätzungsweise über 90 Prozent der Teilnehmenden per Brief ab statt an der Urne. Die ersten Kantone, die die Briefwahl einführten, waren Baselland, St. Gallen und Appenzell Innerrhoden Ende der 1970er-Jahre. Auf Bundesebene kam die Briefwahl 1994. Keystone/GAETAN BALLY

«Die Menschen sind pflichtbewusst: Am Tag Eins erhalten sie das Abstimmungscouvert, am gleichen Abend füllen sie es aus, und am Tag Zwei schicken sie es zurück», so Balsiger.

Unverzichtbar: Hilfe von Social Media

Heute werden Abstimmungskämpfe hybrid geführt. Das heisst mit klassischen Werbeträgern wie Plakaten und Inseraten sowie im Internet und auf Social Media. So sei es für das Pro- und das Kontra-Lager wichtig, auch dort für Kampagnen zu bezahlen.

Balsiger verweist diesbezüglich auf die beispielsweise fast zweieinhalb Millionen Menschen in der Schweiz auf Instagram: «Es sind zwar flüchtige Botschaften, die kommen, denn die Leute haben wenig Geduld und drücken viele Informationen rasch wieder weg. Wer das aber geschickt und regelmässig nutzt, kann dafür sorgen, dass trotzdem etwas hängenbleibt.»

Die Sommerzeit ist für viele zugleich die Zeit, in der sie es etwas lockerer angehen lassen. Für Abstimmungskomitees und ihre Kampagnenleiterinnen ist das einerseits eine Herausforderung. Die Sommerzeit habe aber auch Vorteile, sagt Affolter. So sei die Konkurrenz durch andere Themen kleiner und die eigenen Botschaften liessen sich recht breit platzieren.

Rendez-vous, 23.07.2024, 12:30 Uhr;kobt

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