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Wölfe reissen weniger Nutztiere
Aus Schweiz aktuell vom 17.10.2023.
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Uneinigkeit über die Gründe Immer mehr Wölfe, immer weniger Wolfsrisse

Neueste Zahlen zeigen: Wölfe haben dieses Jahr deutlich weniger Tiere getötet als im Vorjahr – obwohl es in der Schweiz immer mehr Wölfe gibt. Was der Grund dafür ist, darüber wird gestritten.

Am Wochenende haben Wölfe des Kärpfrudels in Elm (GL) zahlreiche Alpakas gerissen. Ein weiteres sei heute Vormittag gestorben, sagt Urs Elmer. Seine Bauernfamilie hat damit insgesamt acht Alpakas verloren, drei weitere sind verletzt. «Ich habe gesehen, wie gewaltsam die Wölfe vorgehen.» Die Alpakas hätten keine Chance. «Gegen einen einzelnen Wolf können sie sich schon wehren, aber nicht gegen mehrere.»

Mann mit Tieren.
Legende: Urs Elmer mit seinen Alpakas. SRF

Neueste Zahlen, die SRF vorliegen, zeigen jedoch: Es gibt insgesamt immer weniger Wolfsrisse. Im letzten Jahr wurden in Kantonen mit Wolfsrudeln bis Ende September über 1200 Tiere gerissen. Dieses Jahr haben die Wölfe im gleichen Zeitraum knapp 850 Tiere getötet – ein Rückgang von 29 Prozent.

Besonders stark ist der Rückgang im Kanton Graubünden und Glarus: im Kanton Graubünden sind halb so viele Tiere getötet worden, in Glarus gab es über 80 Prozent weniger Risse. Auch in den Kantonen Wallis und Tessin haben die Wolfsrisse abgenommen. In den Kantonen Waadt und St. Gallen ist die Zahl der Risse hingegen stabil geblieben.

Für «Pro Natura» sind Herdenschutzmassnahmen ausschlaggebend

Dass es immer weniger Risse gebe, habe mit dem ausgebauten Herdenschutz zu tun, so erklärt sich die Umweltschutzorganisation «Pro Natura» den Rückgang. «Herdenschutz bedeutet, dass die Herde entweder von Herdenschutzhunden und/oder von Hirten beschützt wird.» Eine weitere Möglichkeit sei, dass Hirten ihre Herden mit wolfsabweisenden Elektrozäunen sichern, sagt Sara Wehrli, Verantwortliche Jagdpolitik bei Pro Natura.

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Sara Wehrli: «Herdenschutz muss weiterhin finanziert werden»
Aus News-Clip vom 17.10.2023.
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«Die Herdenschutzmassnahmen wirken in aller Regel sehr gut gegen den Wolf», so Wehrli. Es gebe aber Einzeltiere und selten auch ganze Rudel, die lernten, die Herdenschutzmassnahmen zu umgehen. In diesen Fällen könne man aber heute schon eingreifen und die Wölfe abschiessen und die Rudel so dezimieren.

Herdenschutzmassnahmen nur die halbe Wahrheit

Der Präsident des Schweizerischen Schafzuchtverbands, Lukas Berger, hat eine andere Erklärung für die weniger werdenden Risse. Der Rückgang der Risse hinge damit zusammen, dass wegen des Wolfes immer weniger Alpen bewirtschaftet werden. «Viele Älpler sind psychisch am Anschlag. Jeder Riss ist einer zu viel. Der psychische Druck auf die Betroffenen ist riesig.»

Aus Sicht von Pro Natura ist ein weiterer Ausbau des Herdenschutzes die Lösung. Denn 80 Prozent der Risse fänden in Herden statt, die nicht geschützt würden. «Das zeigt, dass es einen grossen Ausbaubedarf gibt», so Wehrli. Das Herdenschutzbudget sei in diesem Jahr bereits im Juni ausgeschöpft gewesen. Es sei klar, der Herdenschutz müsse weiterhin vom Bund finanziert werden.

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Lukas Berger: «Psychische Druck auf die Betroffenen ist riesig»
Aus News-Clip vom 17.10.2023.
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Auch Lukas Berger unterstützt Herdenschutzmassnahme. In der Nähe von Spiez im Berner Oberland hält er selbst Schafe und schützt diese mit einem Elektrozaun. Der Herdenschutz würde aber teils an seine Grenzen stossen. Es hätte auch schon in geschützten Herden Risse gegeben, meint Berger: «Aufgrund der topografischen Begebenheiten sind nicht alle Alpen schützbar.» Herdenschutz sei sicher wichtig und richtig. «Er ist aber nicht überall gleich machbar.»

Wolf
Legende: Nicht überall beliebt: der Wolf. SRF

Berger setze deshalb auf die neue Jagdverordnung des Bundes. Diese sehe vor, dass künftig ganze Rudel präventiv abgeschossen werden können, ohne dass ein Wolf zuvor ein Nutztier gerissen hat.

Bund bewilligt Regulierung von Glarner Wolfsrudeln

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Der Kanton Glarus kann die zwei Wolfsrudel am Kärpf und am Schilt regulieren. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat den beantragten Abschuss von Jungtieren bewilligt.

Das Bafu erteilte am 16. Oktober seine Zustimmung zur Entnahme von zwei der fünf Jungtiere des Kärpfrudels und einem von drei Jungwölfen des Schiltrudels, wie das Departement Bau und Umwelt des Kantons Glarus mitteilte. Die Abschüsse müssen bis 31. März 2024 erfolgen und dürfen nur ausserhalb der eidgenössischen Jagdbanngebiete stattfinden.

Schweiz Aktuell, 17.10.2023, 19 Uhr ; 

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