Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde das Entlebuch mehr oder weniger offen als «Armenhaus des Kantons Luzern» bezeichnet. Inzwischen ist diese Bezeichnung verschwunden. Die Voralpenregion östlich des Berner Emmentals kennt man heute viel eher als «Unesco Biosphäre» – als Vorzeigeregion in Sachen nachhaltiger Entwicklung also.
Dass das so ist, ist zu grossen Teilen der Verdienst von Theo Schnider. Der heute 65-Jährige hat praktisch sein ganzes Berufsleben dieser Region gewidmet. Zuerst als Tourismusdirektor von Sörenberg. Dann als Direktor der Unesco Biosphäre, die er vor über zwanzig Jahren mitinitiierte.
Angefangen hatte alles im Jahr 1987 – mit einer nationalen Volksabstimmung. Damals sagte das Volk Ja zur sogenannten Rothenthurm-Initiative, die den Schutz von Moorgebieten vorschrieb. Damit wurde rund die Hälfte des Entlebuchs auf einen Schlag zu geschütztem Gebiet. Viele Einheimische befürchteten, dass ihre Heimat deswegen von jeder weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen würde.
Wie lässt sich das vermeintliche Handicap in etwas Positives umwandeln?
Doch eine Gruppe von Leuten um Theo Schnider überlegten in die andere Richtung. «Wir fragten uns: Wie lässt sich das vermeintliche Handicap in etwas Positives umwandeln?», erinnert sich Schnider in einem Gespräch mit dem Regionaljournal Zentralschweiz.
Zuerst hätten sie an ein internationales Moorkompetenzzentrum gedacht. «Doch dann haben wir festgestellt: Eigentlich haben wir nicht nur Moorlandschaften. Wir haben auch das Karstgebiet Schrattenfluh, ein eidgenössisches Jagd- und Wildschutzgebiet und wir haben den Entlebucher als Mensch. Das alles müsste man irgendwie unter einen Hut bringen.» Aus diesen Gedanken entstand dann die Idee des Biosphärenreservats.
Die Aussicht auf ein internationales Schutzlabel stiess im Entlebuch indes nicht nur auf Begeisterung. Doch Theo Schnider machte sich auf, die Bevölkerung zu überzeugen – ging zu Jägern, Bäuerinnen, Gemeinderätinnen, Vereinspräsidenten. «Ich habe gegen 400 Besuche in Einzelgruppen gemacht und versucht, die Philosophie der Biosphäre zu erklären.»
Sein Einsatz zeigte Wirkung, alle Entlebucher Gemeinden sagten schliesslich Ja zur Idee. Und im September 2001 erhielt das Entlebuch als erste Biosphäre der Schweiz eine offizielle Zertifizierung der Unesco. Erst 2017 folgte mit der Biosfera Engiadina Val Müstair eine zweite.
Theo Schnider leitete die Biosphäre seit den Anfängen als Direktor. Er legte immer auch grossen Wert auf die wirtschaftliche Entwicklung, etwa mit der Vermarktung von regionalen Produkten oder mit der Förderung des Tourismus. Wohl auch deshalb gelang es ihm, die Entlebucher Bevölkerung für seine Vision zu gewinnen. Heute sind kaum mehr Vorbehalte gegenüber der Biosphäre zu hören.
Jetzt, da die Biosphäre etabliert ist, soll jemand komplett neue Ideen einbringen.
Mit dem Erreichen des Pensionsalters hat Schnider nun den Direktorenposten abgegeben, bleibt aber weiterhin in der Region tätig – als Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Sörenberg. «Der Tourismus gehört einfach zu mir», sagt Theo Schnider.
Die neue Leitung der Biosphäre geht gleich mit zwei Neuerungen einher. Mit der früheren Direktorin des Tierparks Goldau, Anna Baumann, übernimmt eine Auswärtige, die nicht direkt von der Tourismusbranche kommt. Das sei gut, findet Schnider: «Jetzt, da die Biosphäre etabliert ist, soll jemand komplett neue Ideen einbringen. Dazu braucht es Gestalter – und das ist bei Anna Baumann gegeben.»