Diesen Sommer sind im Alpsteingebiet beim Wandern rund um das mittlerweile weltbekannte Restaurant Äscher und den Seealpsee bereits fünf Personen tödlich verunfallt. Das jüngste Unglück passierte am 1. August: Eine 31-jährige Frau und ihre 5-jährige Tochter stürzten auf dem Weg vom Äscher zur Altenalp einen Abhang hinunter und konnten nur noch tot geborgen werden.
Im Juni und Juli dieses Jahres sind ganz in der Nähe drei weitere Menschen in den Tod gestürzt. Diese drei Unfälle ereigneten sich auf dem steilen Weg runter vom Äscher zum Seealpsee.
Doch wie gefährlich sind eigentlich die Schweizer Berge? Wie viele Menschen geraten jedes Jahr in Bergnot? Und wie viele Wanderer verunglücken tödlich? Das sind die Fakten zu den Bergwanderunfällen in der Schweiz.
Bergnotfälle steigen an: Wenn immer jemand die Bergrettungsdienste benötigt, spricht man von einem Bergnotfall, ganz egal, ob die Retter zum Beispiel wegen eines Unfalls oder einer Erkrankung herbeigerufen werden. Im Jahr 2021 wurden die Bergretter insgesamt 3680-mal benötigt, wie Zahlen der Bergrettungsorganisationen zeigen. Das sind 20 Prozent mehr als 2019.
In 1525 Fällen mussten die Bergretter letztes Jahr wegen Wanderern in Not ausrücken, deutlich mehr als im Jahr 2019, aber weniger als 2020. Damit machen die Wanderer mehr als 40 Prozent der Bergrettungen aus. 500-mal brauchten Skitourengänger die Rettungsdienste, 424-mal benötigten Bergsteiger auf Hochtouren Hilfe. Für wen die Retter sonst noch ausrückten: Mountainbiker, Kletterinnen, Delta- und Gleitschirmflieger und Variantenfahrer.
Die Gründe für die Notlagen der Bergwanderer: In fast der Hälfte der Fälle musste den Bergwanderern wegen Stürzen geholfen werden. Eigentliche Abstürze zählen auch dazu. Ein Viertel der Wanderer waren wegen Erschöpfung in einer Notlage, 17 Prozent sind auf ihrer Bergwanderung erkrankt. In 8 Prozent der Fälle haben sich die Wanderer verirrt und brauchten deswegen Hilfe.
So entwickelt sich die Zahl der tödlich verunfallten Bergwanderer: Schaut man die Zahlen der letzten 10 Jahren an, so ist in der Tendenz eine leichte Zunahme der tödlichen Unfälle von Bergwanderern zu verzeichnen. Allerdings sind auch vor 20 Jahren bereits ähnlich viele Menschen beim Wanderern in den Bergen gestorben.
Bruno Hasler, der beim Schweizer Alpen-Club SAC für die Bergnotfallstatistik verantwortlich ist, bestätigt die steigende Tendenz. Doch was kann getan werden, um diese Entwicklung zu stoppen? Hasler sagt, viele Leute würden sich überschätzen. Und das sei gefährlich. Und weiter: «Die Wandernden müssen besser erreicht werden. Die Behörden sind in der Pflicht, möglichst gut über die Gefahren des Bergwanderns zu informieren.» Es gäbe zwar bereits eine Kampagne vom Bundesamt für Unfallverhütung. «Aber offensichtlich erreicht man noch nicht alle Leute, die man erreichen sollte.»
Gibt es eigentliche Unfall-Hotspots? Schaut man die Zahlen der tödlich verunfallten Wanderer über die letzten zehn Jahre an, so kommen in der Zentralschweiz am meisten Menschen beim Bergwanderern ums Leben. Es wird aber auch klar, dass es überall in den Schweizer Bergen zu tödlichen Unfällen beim Wandern kommt.
Da die Regionen unterschiedlich gross und nicht alle gleich attraktiv für Bergwanderungen sind, lassen sich die Zahlen nur schwierig vergleichen. Der Alpstein wurde in den letzten Jahren vor allem auch wegen Social Media sehr bekannt und hat deshalb mehr Menschen angezogen. Klar ist: Wo mehr Menschen unterwegs sind, stiegt die Wahrscheinlichkeit von Unfällen.