Christian Constantin sitzt auf der Westtribüne des Sittener Tourbillon. Es ist Sonntagnachmittag. Der Präsident des FC Sion verfolgt im Stadion das Spiel und was er sieht, trägt nicht dazu bei, die präsidiale Miene aufzuhellen.
Auf dem Rasen kämpfen die Fussballer der Vereine FC Sion und FC Zürich um Punkte. Beide Teams siechen sich am unteren Tabellenende durch die Super League. «Wir durchleben derzeit eine schwierige Phase. Das muss sich ändern», sagt Constantin. Er ist überzeugt: «Wir sind besser, als wir das im Moment zeigen.»
Genug ist genug
Lange wird er sich das nicht mehr antun. 2024 trete er als Präsident zurück. Das hatte CC, wie man ihn im Wallis nennt, kürzlich verlauten lassen. Wieder einmal. In den letzten Jahren hatten sich die Rücktrittsdrohungen gehäuft. Doch diesmal scheint es ernst zu sein.
94'478'500 Franken: So viel habe ich in den letzten zwanzig Jahren in den Klub investiert.
Er sei nicht fussballmüde, so Constantin. «Aber ich habe mir 2024 als Datum gesetzt. Es bringt nichts, das Ende immer weiter hinauszuschieben.» Es sei nun an der Zeit, den Stier bei den Hörnern zu packen.
Seit 20 Jahren ist Christian Constantin an der Spitze des FC Sion, hat viel investiert. «Es sind exakt 94'478'500 Franken.» Constantin nennt die Zahl mit einem breiten Grinsen. Wohlwissend, dass seine Angaben kaum zu kontrollieren sind.
Nun also will der Mäzen aufhören, im nächsten Jahr will er keine Lizenz mehr beantragen für die Super League. Die Konsequenz: der FC Sitten wird sich vom Profifussball verabschieden.
Absturz in die Amateurliga
«Doch warum sollte das so schlimm sein?», fragt der Sportchef des «Walliser Boten». Hans-Peter Berchtold verfolgt den FC Sion seit über dreissig Jahren. Mit dem Wallis habe der Klub heutzutage nicht mehr viel zu tun, sagt er.
«Vielleicht wäre ein Neuanfang in der Amateurliga eine Chance», sagt Berchtold. «Sitten wäre dann vielleicht wieder einmal ein Verein, in dem die Walliser eine grössere Rolle spielen.» Berchtold denkt da an die Nachwuchsförderung und Ausbildung eigener Spieler.
Sitten wäre dann wieder ein Verein, in dem die Walliser eine grössere Rolle spielen.
«Der Verein könnte vielleicht irgendwann wieder in der Challenge League spielen.» Der Sportjournalist ist überzeugt: «Es wäre dann ein Verein, der die bedeutend grössere Identifikation hätte als der heutige FC Sitten.»
Hoffen auf Constantin, hoffen auf den Cup
Viele Fans hoffen derweil, dass Christian Constantin weitermacht. «Er darf nicht aufhören», sagt ein Fan, «ich bin sicher, dass er bleiben wird.» Einen FC Sion ohne CC? «Das kann ich mir nicht vorstellen», meint eine Sion-Anhängerin, «aber wir werden die Farben Rot-Weiss unterstützen, egal in welcher Liga.»
Übrigens: das Meisterschafts-Spiel gegen den FC Zürich verliert Sion am Sonntagnachmittag mit null zu eins. Doch was im Wallis wirklich zählt, ist der Cup und den möchte Christian Constantin vor seinem Rücktritt unbedingt nochmals gewinnen.
Es wäre ein würdiges Abschiedsgeschenk für den Präsidenten, die Fans und das Wallis und vielleicht liesse sich in der Euphorie dann doch noch eine Lösung finden, damit in Sitten auch künftig Profifussball gespielt werden kann.