- Der Bieler Hassprediger Abu Ramadan hat nicht nur einmal gegen Ungläubige und Andersdenkende gehetzt.
- SRF liegen Mitschnitte und Videos von Freitagspredigten vor, in denen der libysche Frührentner den Feinden der Religion den Tod wünscht oder antisemitische Klischees verbreitet.
- Ende August hatte SRF über eine Predigt berichtet, in der der Sozialhilfeempfänger um die Vernichtung von Juden und Christen gebeten hatte.
Nach der Berichterstattung von SRF und des «Tages Anzeiger» über seine Hasspredigten hatte Abu Ramadan behauptet, die fragliche Stelle sei falsch übersetzt worden.
Dabei handelt es sich allerdings um eine Schutzbehauptung, wie aus dem Kontext der damals publizierten Zitate hervorgeht. In einer anderen Predigt verwendet er auch klar das Wort «vernichten»: «O Gott, mache den Islam und die Muslime stark und demütige die Beigesellung und die Beigeseller, vernichte die Feinde meiner Religionsgemeinschaft und der Religion, o Gott, verleihe deinen unterdrückten Dienern (…) den Sieg im Irak, in Syrien, im Jemen, in Palästina, in Ägypten, in Libyen, o Herr der Welten!»
Scharia als Richtschnur
Der Bittruf stammt aus einer Predigt, die Abu Ramadan im November 2016 in der libyschen Hauptstadt Tripolis hielt. Reinhard Schulze, Islamwissenschafter an der Universität Bern, merkt dazu an, dass der zitierte Mitschnitt stark an ein Bittgebet auf einer wahhabitischen Webseite erinnere. Darin verwendet Abu Ramadan den abschätzigen Begriff «Beigeseller». Ultraradikale Islamisten meinen damit manchmal auch Christen. Ihnen werfen sie vor, neben Gott noch das Kreuz und Jesus anzubeten, dem einzigen Gott also Götzen «beizugesellen».
Die Frage, ob Abu Ramadans Wunsch nach der Vernichtung der Juden und Christen gegen die Rassismus-Strafnorm verstiess, ist derzeit Gegenstand von Abklärungen der Staatsanwaltschaft. Unabhängig davon hat das Bundesverwaltungsgericht dem Libyer kürzlich den Asylstatus entzogen. Grund waren zahlreiche Reisen des Imams nach Libyen gewesen.
In seiner Fürbitte von Tripolis macht sich Abu Ramadan auch für Allahs «unterdrückte Diener» im Irak stark. Wen er damit wohl meint? Die irakischen Schiiten, die Bevölkerungsmehrheit wohl kaum, denn in ihnen sieht er Verräter am Islam. Die irakischen Kurden sind zwar mehrheitlich Sunniten wie Abu Ramadan, doch leben sie offensichtlich nicht nach der Scharia, die für Abu Ramadan Richtschnur aller Dinge ist.
Da bleibt im Irak nur die Minderheit der arabischen Sunniten übrig. Wünscht Abu Ramadan ihnen die Oberhand, so wie es früher unter Diktator Saddam Hussein war? Hier entgegnet er in einer Stellungnahme, dass er sich nur für unterdrückte Muslime einsetze, die unter Krieg oder despotischen Regimes litten. Sein Bittgebet richte sich an die militärischen Feinde der Muslime, die dem Islam oder den genannten Ländern schaden wollten.
Nähe zu Jihadisten?
Dass Abu Ramadan gewissen Jihadisten nahesteht, lässt sein Bittruf in einer libyschen Predigt vermuten: «O Gott, hebe die Belagerung unserer Brüder, der Belagerten von Benghazi, auf. (...) O Gott, ergiesse über sie das Gute (...), o Gott öffne ihnen die Grenzen und die Schranken, o Gott zerzause sie nicht, o Gott lass sie Geduld haben bezüglich dem, was ihnen zuteil wurde.» Bei den im ostlibyschen Benghazi belagerten Kämpfern handelte es sich um eine Allianz von Jihadisten, zu denen auch Terrorgruppen wie der IS und Ansar ash-Sharia gehörten.
Islamkritikerin Saïda Keller-Messahli warf dem Imam im «Bieler Tagblatt» deshalb vor, Gott um Schutz von Al-Qaida- und IS-Kämpfern gebeten zu haben. Darauf zeigte der 64-jährige Frührentner Keller-Messahli an. Er will nicht für Jihadisten, sondern nur für die belagerten Zivilisten Fürbitte eingelegt haben. Keller-Messahli hält an ihrer Darstellung fest.
Antisemitische Klischees
Abu Ramadan macht auch nicht vor uralten antisemitischen Klischees halt. In einer Bieler Predigt fragte er rhetorisch, wie gross die Korruption der Juden sei. Seine Antwort: So gross, dass sie gar nicht zu ermessen sei. Die Juden hätten Propheten getötet und den Sinn der Bibel verdreht. Wer kontrolliere denn das Geld und das Kapital der Welt? Es seien die Juden, und Allah habe ihnen diesen Wohlstand nur verliehen, um die Muslime zu prüfen.
Auf Anfrage bestätigt Abu Ramadan diese Darstellung mit Verweis auf den Koran. Tatsächlich hätten die Juden ihren Reichtum nicht den eigenen Leistungen zu verdanken, sondern dieser sei eine Gabe Allahs. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Imam mit solchen Äusserungen auf subtile Weise gegen Andersgläubige hetzt.