In einer aufwendigen Recherche hat SRF Data, das Datenjournalismus-Team von SRF, möglichst alle Interessenbindungen zwischen Universitäten und Dritten zusammen getragen – Informationen über 300 Kooperationen. Zum Beispiel: grösstenteils von privaten Firmen gesponserte Professuren. Oder Daten über zahlreiche Nebenbeschäftigungen von Professoren.
Die Details finden sich in den Daten
Diese Daten bildeten die Grundlage für zahlreiche Radio- und Fernsehsendungen sowie Online-Artikel von SRF. In den Sendungen wurden jeweils unterschiedliche Aspekte des Themas aufgenommen, und es kamen kritische sowie beführwortende Stimmen zu Wort. Ein paar Beispiele:
- Die deutsche Pharmatech-Firma Merck Serono bezahlt der EPFL mehrere Professuren – und stellte in den Verträgen heikle Forderungen (Rundschau).
- Im gleichen Beitrag: Der Pharmalobby-Verband Interpharma sponsert nicht nur eine Professur an der Universität Basel, sondern zahlte als Antrittsgeschenk auch noch 300'000 Franken in die Pensionskasse des angestellten Professors (Rundschau).
- Gegenüber Moderator Sandro Brotz äusserte sich Rektoren-Präsident Michael Hengartner kritisch zu diesen Verträgen – und verglich Professoren mit Wildkatzen (Rundschau).
- Die Mobiliar-Versicherung sponsert an der Universität Bern eine Professur für Klimafolgen-Forschung – und kann mitbestimmen, woran geforscht wird (Heute Morgen / SRF 4 News aktuell).
- Die Mobiliar taucht auch an anderer Stelle auf: Zusammen mit der Novartis hat sie die meisten Verbindungen zu Professoren (Rendez-vous).
- Bildungspolitiker von rechts bis links forderten Transparenz und gesetzliche Regelungen (10vor10).
- In der Sendung Kontext auf SRF 2 Kultur diskutierten Staatsrechtler Markus Müller und Paul Richli, Rektor der Universität Luzern, über Sinn und Unsinn von privaten Geldern.
Was ist seither passiert?
In den Stunden und Tagen nach der Publikation haben andere Medien das Thema aufgegriffen und weiterrecherchiert. Die wichtigsten Publikationen im Überblick:
- Patrick Aebischer, Präsident der EPFL, äusserte sich in diesem Interview der Zeitung 24heures zu den Verträgen mit Merck Serono.
- Die Rektorin der Universität Basel, Andrea Schenker-Wicki, nahm in einem Interview von Telebasel Stellung zum Interpharma-Vertrag – derweil forderte SP-Grossrätin Sarah Wyss mehr Transparenz.
- Auf Twitter war der Hashtag #srfuni am Mittwoch «Trending Topic» – zu diesem Thema wurden während mehr als 24 Stunden am meisten Tweets abgesetzt.
- Recherchen der französischsprachigen Tagesschau von RTS zeigten am Donnerstag Abend, dass die EPFL einem Geldgeber eine Art Vetorecht bei der Ernennung von Professoren eingeräumt hat.
- Die Basler Tageswoche berichtete am Freitag, dass Interpharma die Professur an der Universität Basel an eine bestimmte Professorenstelle gebunden hat.
- Die Samstagsausgabe der NZZ sieht Handlungsbedarf. Das Zauberwort laute einmal mehr: «Transparenz».
- Laut dem Zürcher Tages-Anzeiger gelobte Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich, Besserung – zumindest für seine eigene Universität: Ab 2017 sollen in zwei Datenbanken alle Drittmittel sowie alle Nebenbeschäftigungen von Professoren der Universität Zürich ersichtlich sein.
- Zwei Tage später war bereits die Rede von einer nationalen Datenbank – dies fordert zumindest EPFL-Präsident Aebischer in der «Schweiz am Sonntag». Der Verbund Schweizer Hochschulen müsse ein Projekt in die Wege leiten.
Solange eine nationale Datenbank nicht verfügbar ist, zeigt die interaktive Grafik von SRF Data alle bekannten und erhobenen Interessenbindungen Schweizer Universitäten – mit wenigen Ausnahmen. SRF Data hat zudem alle Daten zusammen mit einer detailllierten Datenbeschreibung zur freien Verfügung veröffentlicht.