- Junge Menschen finden leichter einen Job als ältere. Vor allem ab 55 wird es schwieriger, oft sind Betroffene über Jahre arbeitslos, nicht selten bis zur Pensionierung.
- Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat in den letzten Jahren regelmässig eine Nationale Konferenz stattgefunden, bei der es um die Probleme und Anliegen älterer Arbeitnehmender ging.
- Heute nun haben sich Bund, Kantone, Arbeitgeber und Gewerkschaften zum sechsten und letzten Mal zu einer solchen Konferenz getroffen.
Die sechste Konferenz soll die letzte gewesen sein: Bundespräsident Guy Parmelin will keine wiederkehrenden Diskussionsrunden mehr über die Arbeitsbedingungen der über 55-Jährigen und deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Der Wirtschaftsminister begründet den Entscheid mit den angestossenen Verbesserungen: «Mit der Konferenzreihe wurden wichtige Impulse für eine breit abgestützte und nachhaltige Verbesserung der Situation älterer Arbeitnehmender gesetzt. Alle beteiligten Akteure werden die Bestrebungen auch nach Abschluss der Konferenzreihe weiter vorantreiben.»
Die Beteiligten haben im Rahmen der Konferenzen 14 Massnahmen beschlossen. In der Aus- und Weiterbildung älterer Angestellter, aber auch, um sie sozial besser abzusichern und im Fall einer Kündigung leichter wieder in den Arbeitsprozess einzubinden. Denn über 55-Jährige finden weniger leicht eine Neuanstellung als Jüngere.
Bundesrat warnt vor Selbstzufriedenheit
Verschiedene dieser Massnahmen laufen weiter. Bundesrat Parmelin sieht nun alle in der Pflicht. Sich auf dem Erreichten auszuruhen, wäre verheerend, mahnt er mit Blick auf die geburtenstarken Jahrgänge, die ins Rentenalter kommen und den Fachkräftemangel, der dadurch noch verstärkt werde.
Diese Einschätzung teilt beim Arbeitgeberverband Präsident Valentin Vogt. Er begrüsst den Entscheid des Bundesrats, dieses wichtige Thema fortan in den üblichen Gremien zu behandeln – ohne spezielle Konferenz. Vogt verweist gleich auf das eigene Projekt «Fokus 50 Plus»: «Diese Organisation wird anfangs 2022 in den Bereichen Generationenzusammenarbeit, der Wiedereingliederung von älteren Personen sowie der Weiterarbeit über das ordentliche Pensionsalter hinaus unterstützen. Dabei setzen wir stark auf den Dialog und die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.»
Gewerkschaften beklagen Ende der Konferenz
Keinen Applaus gibt es von den Gewerkschaften, die einer ersten Reaktion von einem Affront für die älteren Arbeitnehmer schreiben. Pierre-Yves Maillard, Präsident des Gewerkschaftsbundes SGB, verweist auf zwei aus seiner Sicht besorgniserregende Zahlen, die für die Schwierigkeiten der älteren Arbeitnehmenden stünden: die Arbeitslosen- und die Sozialhilfe-Quote. Beide hätten zugenommen im letzten Jahrzehnt, was ein Weiterführen dieser Konferenz gerechtfertigt hätte.
Ähnlich die Reaktion beim Gewerkschafts-Dachverband Travailsuisse. Präsident Adrian Wüthrich möchte den Elan weiterziehen und unter dem Titel «Arbeitswelt 4.0: Den Strukturwandel gestalten» eine nächste Konferenz abhalten: «Hier ginge es darum, Massnahmen, die wir noch nicht auf dem Tisch haben, gemeinsam zu diskutieren.»
Die Gewerkschaften regen an, sich den bestehenden und den künftigen Herausforderungen anzunehmen – im Rahmen weiterer Konferenzen. Doch heute erhalten sie keine Zusage von Wirtschaftsminister Parmelin – immerhin aber das Zugeständnis, auf den Entscheid zurück zu kommen, sollte sich die Situation verschlechtern.