Bewegung ist Astrid Neuhaus wichtig. Mehrmals täglich geht sie mit ihrem Hund spazieren. Vor einem Jahr erhielt sie ein neues Kniegelenk. Um die Muskeln nach der Operation wiederaufzubauen, interessierte sich die Rentnerin für ein Probetraining bei Mrs.Sporty in St.Gallen: «Ich fand dies eine gute Sache. Sie haben Maschinen, an denen man mit dem eigenen Gewicht arbeitet.»
Weil es ihr gefiel, unterschrieb Astrid Neuhaus im letzten Frühling den Zweijahresvertrag, den ihr die Franchisenehmerin und so genannte Clubinhaberin in St.Gallen vorsetzte. Kosten pro Jahr: rund 1200 Franken.
Ganz neues Trainingskonzept
Die Fitnessclubs von Mrs.Sporty sind nur für Frauen. Zehn Clubs gibt es in der Schweiz. Die Franchisegeberin mit Sitz in Deutschland schreibt das Konzept vor. Die Übungen absolvierten die Fitnesssportlerinnen an Geräten in einem Rundgang.
Doch dann im letzten Oktober kündete die Clubinhaberin eine grosse Änderung an: Alle Maschinen kamen weg. Mit Hanteln trainieren die Mitglieder seitdem vor einem menschengrossen Bildschirm, genannt Pixformance. Darauf zu sehen: eine virtuelle Instruktorin und das eigene Spiegelbild. Für Astrid Neuhaus war das gar nicht in Ordnung: «Ich bin hierhergekommen wegen der Maschinen.» Daraufhin kündigte sie.
Auch die Kollegin Regula Bär hat sich über die Umstellung geärgert. Sie hat den Vertrag nur wenige Wochen vor der Konzeptänderung abgeschlossen. Darüber hat sie die Clubinhaberin nicht informiert: «Vierzehn Tage später ist alles anders. Ohne Geräte – und ich bin ja eigentlich wegen der Geräte trainieren gegangen.»
Keine Abo-Rückerstattung
Auch Priska Blättler hat wenige Wochen vor der Umstellung einen Zweijahresvertrag bei Mrs.Sporty St.Gallen abgeschlossen. Wegen starker Arthrose kamen die neuen Übungen vor dem Bildschirm für Priska Blättler nicht in Frage: «Da ich ohne Hilfsmittel keine Kniebeugen machen kann, kann ich nun nicht mehr trainieren.» Priska Blättler schickte der Clubbetreiberin mit der Kündigung ein ärztliches Zeugnis.
Service:
Doch nicht einmal Arztzeugnisse beeindrucken die Betreiberin von Mrs.Sporty in St.Gallen. Sie will keiner der unzufriedenen Kundinnen das Fitnessabo zurückerstatten. Die Begründung von Clubinhaberin Priska Keller gibt es für «Kassensturz» nur schriftlich: «Das Konzept hat sich nicht verändert, sondern lediglich die Trainingsmethode, und das für den gleichen Preis.»
Kein Entgegenkommen
Andere Mrs.Sporty-Filialen kommen Kundinnen entgegen. In Kloten konnte zurücktreten, wer nicht vor dem Bildschirm trainieren wollte. Mrs.Sporty-Geschäftsführer Niclas Bönström betont: Die neue Trainingsmethode sei kein Leistungsabbau. Über eine Abo-Rückerstattung entscheide einzig und allein die Franchisenehmerin.
Niclas Bönström kündigt an, er wolle sich mit der Verantwortlichen in St.Gallen treffen: «Es ist das erste Mal, dass Franchisepartner Probleme mit ihren Mitgliedern nicht lösen können.» Geld zurück gibt es für die unzufriedenen Kundinnen vorerst nicht. Einzig Priska Blättler wurden die Gebühren für ein Jahr erlassen.